Sieben Jahre lang war Matthias Kleinert bei Celesio der Chefstratege für
den Angriff auf den deutschen Apothekenmarkt. Als Leiter des Bereichs
„Corporate External Affairs“ nutzte er ab 2004 seine Kontakte in die
Politik, um für eine Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes zu
lobbyieren. Im APOTHEKE ADHOC Dossier „DIE UNWÄHLBAREN“ erklärt
Kleinert, wie er die Apothekerlobby sieht und welche Fehler die ABDA
künftig vermeiden sollte.
Laut Kleinert müssen Interessenvertreter Politikern grundsätzlich mit Respekt begegnen, damit Berechenbarkeit und Verlässlichkeit eine feste Größe bleiben. Dann ist seiner Meinung vieles erlaubt – von Spenden bis hin zum Networking, also dem Spiel über Bande beispielsweise mit Sportverbänden.
Allerdings sollten auch die Apotheker kompromissbereit sein: „Wer nur den Status quo verteidigen will und nicht bereit ist, angesichts ständig neuer Herausforderungen auch notwendige Veränderungen anzugehen, dem kann ich nur raten, die Bremse zu lösen und den Vorwärtsgang einzuschalten“, so Kleinert.
„Tut er das nicht und er will auf Gedeih und Verderb alles verhindern, dann wird er als Verweigerer abgetan und mit seinen Vorstellungen scheitern.“
Dass sich die ABDA von Parteitagen zurückzieht, um nicht länger als Lobby wahrgenommen zu werden, hält Kleinert für keine gute Idee: „Ich glaube, dass auf Parteitagen das Thema Gesundheitspolitik – und wenn es auch nur am Rande ist – diskutiert werden sollte.“
Dabei könnte laut Kleinert zum Beispiel auf die prekäre wirtschaftliche Lage der Apotheken hingewiesen werden, die diese im ländlichen Raum zu bewältigen haben. „Man könnte hier auch Veränderungen diskutieren, die der schwierigen Ertragssituation vieler kleiner und mittlerer Apotheken Rechnung tragen. Mit anderen Worten: ABDA, geh' wieder auf die Parteitage!“
Jahrgang 1938, ist Matthias Kleinert einer der erfahrensten und am besten vernetzten Lobbyisten in Deutschland. Der studierte Politologe arbeitete in Berlin als Journalist, bevor er in Stuttgart unter Lothar Späth (CDU) Regierungssprecher und Staatssekretär wurde. Von 1987 bis 2004 war er Cheflobbyist bei Daimler, bevor ihn Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle beim Skatspiel für den Apothekenmarkt gewinnen konnte. 2011 verließ Kleinert zusammen mit Oesterle den Konzern, heute sind beide als freie Berater tätig und teilen sich ein Büro in Stuttgart.
Das vollständige Interview mit Matthias Kleinert und weitere Informationen zur Apothekerlobby und zur Bundestagswahl finden Sie im APOTHEKE ADHOC Dossier „Die Unwählbaren“. Dazu gibt es zusätzlich ein limitiertes DinA2-Plakat „Die Unwählbaren“ – so lange der Vorrat reicht.
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