Apotheker-Lobby

ABDA: Fremdverwalter für Finanzen

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Berlin -

Bei der ABDA hat die Suche nach einem Grundstück in Berlin Mitte begonnen. Noch viel dringender braucht die Dachorganisation der Kammern und Verbände aber neue Kandidaten für die Geschäftsführung: Gleich zwei Schlüsselressorts müssen neu besetzt werden. Während Karl-Heinz Resch die Themen Wirtschaft/Soziales/Verträge noch bis zum Jahresende betreut, ist der Chefposten im Bereich Finanzen/Personal/Verwaltung bereits seit Ende Mai vakant. Nach dem ebenso plötzlichen wie geheimnisumwitterten Abgang von Jürgen Siegemund hat die ABDA die Verantwortung – zumindest in wesentlichen Teilen – ausgelagert.

Siegemund hatte kurz nach dem ABDA-Sommerfest im Mai überraschend seinen Hut nehmen müssen – mitten in den Haushaltsplanungen und damit auch während der finalen Abstimmungen über die Zukunft des Berliner Apothekerhauses. Seitdem leitet Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz den Bereich interimsmäßig.

Ursprünglich war eine schnellstmögliche Neubesetzung angekündigt worden. Doch mittlerweile sind vier Monate ins Land gegangen und bislang gibt es keinen Nachfolger. Über die Besetzung sei noch nicht entschieden, bestätigt ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern. „Dies soll aber möglichst zügig geschehen. Die entsprechenden Rekrutierungsbemühungen laufen über für die Besetzung leitender Positionen übliche Wege.“

Einstweilen hat sich Schmitz extern Verstärkung geholt und mit Teilen der Verwaltung und des Controllings Hans Christian Hiemenz, Associate der Berliner Unternehmensberatung Wabnitz, betraut. So hat Hiemenz die Führung der Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) übernommen. Das Unternehmen mit Sitz in Eschborn ist die Drehschreibe der ABDA in zahlreichen administrativen und finanziellen Fragen.

So kümmert sich die VGDA in vielerlei Hinsicht um Abrechnungsangelegenheiten der ABDA und ihrer Tochterunternehmen; als interner „Dienstleister“ schlägt sie häufig 5 Prozent auf die innerhalb der Organisation zu verrechnenden Positionen auf. Außerdem übernimmt die VGDA seit etlichen Jahren die komplexeren Angelegenheiten: Immobilien- und Versicherungsgeschäfte, Investitionen in Technik und EDV und auch die komplizierter gestrickten Personalangelegenheiten werden in Eschborn gesteuert.

Ob Hiemenz Schmitz und seinen Buchhaltern in Eschborn nur Arbeit abnehmen soll oder ob er auch die Vorgänge in der ABDA-Finanzabteilung noch einmal genauer unter die Lupe nimmt, ist nicht bekannt. Ursprünglich waren die Wabnitz-Experten Anfang 2013 als Compliance-Berater zur ABDA gekommen. In der Jägerstraße hatte man sich damals mehr Transparenz und Verbandshygiene verschrieben. Seitdem sind ein unverbindlicher Katalog der Absichten und einige wenige kosmetische Änderungen in der Satzung zustande gekommen.

Hiemenz sei ausschließlich engagiert worden, um die Zeit zu überbrücken, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden sei, heißt es aus der ABDA. Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten lägen nicht vor, so Kern. Der Vertrag mit Hiemenz habe auch nichts mit dem Compliance-Mandat von Wabnitz zu tun.

Vielleicht will Schmitz ja beide Posten zum selben Zeitpunkt besetzen, um die Zuständigkeiten bei der Gelegenheit noch einmal neu zu verteilen. Das könnte freilich den Haushalt zusätzlich belasten, selbst wenn dafür die Personalkosten niedriger ausfallen als zuvor. Zu den Aufwendungen für Hiemenz wollte Kern keine Angaben machen.

Die Verwaltungskosten laufen bei der ADBA seit einigen Jahren aus dem Ruder: Waren im Haushalt 2012 für Dienstleistungen in den Bereich Buchhaltung, Controlling, IT und Personal ursprünglich 325.000 Euro eingestellt, wurden es am Ende 394.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurde der Plan von 340.000 Euro sogar um 83.000 Euro überschritten. Da auch in diesem Jahr die veranschlagten 350.000 vermutlich nicht ausreichen, sind für 2015 gleich 450.000 Euro eingestellt. Unklar ist, welcher Teil davon die laufenden ABDA-Konten in Richtung VGDA verlässt und was tatsächlich an externe Dienstleister gezahlt wird.

Wenn es tatsächlich nur um die zeitliche Überbrückung geht, hätte sich allerdings auch eine interne Lösung finden lassen sollen. Der bisherige VGDA-Vize Klaus Marion etwa ist seit 20 Jahren bei der ABDA und ein intimer Kenner der Vorgänge in Eschborn und Berlin, wenn auch im Kern zuständig für alle Belange rund um Verwaltungsprozesse und EDV.

Womöglich sind Siegemunds Hinterlassenschaften derart schwer zu durchschauen, dass es einer externen Bewertung bedarf. Die Experten von Wabnitz empfehlen sich vor allem dann, wenn bei Unternehmensprozessen und Kontrollsystemen Probleme vermutet werden oder wenn komplexe Bau- und Infrastrukturprojekte anstehen. Was die ausschlaggebenden Gründe für die Beauftragung von Hiemenz waren und für wie lange seine Dienstleistungen gebucht wurden, war bei der ABDA nicht zu erfahren.

Wie wichtig Compliance in Unternehmen und ähnlichen Strukturen ist, musste Hiemenz im Laufe seiner Karriere schon am eigenen Leib erleben: Anfang 2009 kam es beim Frankiermaschinenhersteller Francotyp-Postalia zu Turbulenzen. Dem damaligen Vorstandschef, Dr. Heinz Dieter Sluma, wurde vorgeworfen, allzu freihändig Beratermandate vergeben und dabei Genehmigungspflichten verletzt zu haben – formaler Vertrauensentzug, fristlose Kündigung, Sonderuntersuchungen und Gerichtsprozesse waren die Folgen.

Hiemenz, sechs Jahre lang Finanzvorstand beim börsennotierten Unternehmen, hatte sich ein halbes Jahr zuvor durch vorzeitige Auflösung seines Vertrags abgesetzt. „Höchst aufklärungswürdig“ fanden Aktionäre später die Vorgänge in der Chefetage ihres Unternehmens.

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