„Defizitäre Geldwechselstuben“

Apotheker: Lauterbach handelt „asozial“

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Berlin -

Dr. Wolfgang Scholz, Inhaber der Hirsch-Apotheke in Lüdenscheid, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einem Brief mitgeteilt, was er vom geplanten Apothekenreformgesetz (ApoRG) hält – „gar nichts“. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat eine Kopie des Schreibens erhalten.

Scholz hatte bereits Anfang Juli klare Worte zur Apothekenpolitik von Lauterbach gefunden und den Minister als „Scharlatan“, bezeichnet: Lauterbach sei „ein Kurpfuscher, der mit fragwürdigen Methoden vorgibt, den Apotheken helfen zu wollen“, so Scholz. Kurz bevor das ApoRG am vergangenen Mittwoch im Kabinett vorgelegt werden sollte, schrieb der Apotheker einen Brief an Lauterbach und zeigte auf, was er als Inhaber von den Plänen hält – nämlich gar nichts.

Apothekensterbe- oder Apothekengeldwechselstubengesetz

Laut Scholz sollte das ApoRG besser „Apothekensterbegesetz oder Apothekengeldwechselstubengesetz“ heißen. Apothekensterbegesetz, weil es die dramatische Schließungswelle bei geplanter ausbleibender Honorarerhöhung nicht aufhalten, sondern fördern werde. Apothekengeldwechselstubengesetz, weil die stufenweise Absenkung des prozentualen Anteils von 3 Prozent auf 2 Prozent geplant ist. Dies werde vor allem bei Hochpreisern die Spanne von Finanzierungs- und Transaktionskosten für Kredit- oder EC-Karten auffressen und könne nicht zur Deckung der Logistikkosten wirksam beitragen. Hinzu komme das Retax-Risiko, dass die Situation weiterhin verschärfe.

„Am Ende steht die Apotheke nicht als überlebensfähige Unternehmung mit wirtschaftlichen Überschüssen sondern als Geldwechselstube mit roten Zahlen da“, so Scholz. „Ein Gesetz, dass diese Zusammenhänge und ihre verheerenden Folgen insbesondere auch für die Qualität der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung verkennt, enthüllt ein ungeheuerliches Ausmaß an fachlicher Inkompetenz seines Urhebers.“

Und weiter: „Welcher vernünftige Kaufmann würde überhaupt irgendetwas mit einem 2-prozentigen Aufschlag verkaufen“, fragt Scholz.

„Geiz ist geil“-Mentalität

Die Pläne des Ministers und die Diskussionen zeigten zudem, dass Lauterbach jeglicher Respekt vor dem Berufsstand und der Einrichtung der öffentlichen Apotheke, von denen zahlreiche über 100 Jahre alte Traditionsbetriebe darstellen, abgehe. „Ihre Ignoranz und notorische Weigerung, das Apothekenhonorar deutlich anzuheben und die Abkoppelung der Apotheken von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu beenden, ist asozial und lässt eine ‚Geiz ist geil‘-Mentalität erkennen, der paradoxerweise Ihr Ministerkollege Heil letztlich noch vehement widersprochen hat.“

Scholz findet deutliche Worte und erklärt dem Minister auch warum. Möglicherweise können nur drastische Vergleiche dazu beitragen, dass Lauterbach die Absurdität seines Gesetzesvorhabens doch noch erkennt. „Wenn Sie so lang wären, wie Sie in Sachen Apothekenpolitik inkompetent, ignorant, und asozial handeln, dann könnten Sie mit Ihren Knien leicht aus der Dachrinne Ihres Ministeriums Wasser saufen“, so Scholz.

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