Apotheker-Input für Bundestagskandidaten APOTHEKE ADHOC, 11.09.2013 13:32 Uhr
Wenige Tage nach der „Elefanten-Runde“ in Münster hat Gabriele
Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL),
gestern wieder vor Publikum mit Bundestagskandidaten über
Apothekenthemen gesprochen. Knapp 100 Kollegen waren der Einladung nach
Dortmund gefolgt – und nutzten die Chance, den Politikern ihre
Positionen mit auf den Weg zu geben.
„Bei der ersten Veranstaltung fand der Informationstransfer weitgehend vom Podium ins Publikum statt. In Dortmund war es zeitweise andersherum“, bilanzierte Overwiening. Dies war aber durchaus beabsichtigt gewesen: Zwar hätten viele Gesundheitsexperten ihren Wahlkreis im Einzugsgebiet der Kammer. Doch für mehr als 90 Prozent der Direktkandidaten sei Gesundheit eher ein Randthema. „Genau hier möchten wir mit der Aktion 'Gesundheit wählen' ansetzen“, so Overwiening.
Daniel Poznanski von der FDP verortete die Apotheker eher als Kaufleute denn als Heilberufler – und sah daher in der aktuellen Entwicklung auch weniger Risiken als wirtschaftliche Chancen, etwa beim Versandhandel mit Arzneimitteln. Overwiening verdeutlichte, dass man die Apotheke nicht allein auf das Arzneimittel als Ware verengen dürfe, sondern insbesondere die apothekerliche Dienstleistung wahrnehmen müsse. „Diese wird in Zeiten des demographischen Wandels – Stichwort Polypharmazie – immer wichtiger.“
Katja Bender, Direktkandidatin der Grünen, sprach sich für eine stärkeres Miteinander der Gesundheitsberufe aus. Wie Katharina Schwabedissen, Spitzenkandidatin der Linken bei der letzten Landtagswahl, macht sie sich in ländlichen Gebieten mit Ärztemangel für Versorgungszentren mit Apotheke, Ärzten und weiteren Gesundheitsexperten stark. Beide Politikerinnen kritisierten, dass sich ein Ärztemangel und damit auch ein Apothekensterben verstärkt in sozial schwachen Stadtteilen bemerkbar mache.
Ähnlich argumentierte Oskar Burkert, stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im NRW-Landtag: „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel ein Stadtviertel wie Köln-Ehrenfeld mit 120.000 Einwohnern fast ohne Hausarztversorgung auskommen muss. Wenn die Ärzte verschwinden, verschwindet zwangsläufig auch die Apotheke.“
Burkert kritisierte den Ausstieg der NRW-Landesregierung aus der PTA-Finanzierung. Dr. Matthias Albrecht, Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der NRW-SPD, hielt dagegen, dass die Landesregierung aus Sparzwängen diese bisher freiwillig gezahlten Zuschüsse gestrichen habe. Beide waren sich allerdings darin einig, dass die Ausbildung in Gesundheitsberufen wie der PTA, aber auch Physiotherapeuten oder Logopäden mittelfristig komplett kostenfrei gestaltet werden müsse.
Fazit der Kammer nach der Veranstaltung: Wenn Gesundheit und speziell die Themen der Apotheke verstärkt zum Thema der Politik werden sollen, gilt es noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. „Der Donnerstag war nur der Anfang.“