Patientensicherheit gefährdet

Apotheker in Nordrhein warnen: Apotheke light ist fahrlässig

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Düsseldorf -

Mit seinem Apothekenreformgesetz (ApoRG) will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem Apotheken ohne Apotheker etablieren – trotz heftiger Kritik von Apothekern, Patienten, Ärzten und auch Politikern. Die Apotheker in Nordrhein warnen vor dem Reformgesetz und erklären, warum sich die Versorgung der Patienten drastisch verschlechtern würde.

„Die Patientensicherheit wird durch die geplante Etablierung von Apotheken ohne Apotheker akut gefährdet“, warnt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Denn in Apotheken ohne Apotheker werde es für Kranke, Pflegende und Familien mit kranken Kindern zur reinen Glückssache, ob sie in einer Apotheke auf eine Apothekerin oder einen Apotheker treffen. Sowohl für chronisch Kranke als auch für akut erkrankte Bürgerinnen und Bürger, die dringend Arzneimittel benötigen, habe die Reform äußerst negative und nicht hinnehmbare Auswirkungen, so Preis.

„Wichtige Versorgungen würden in diesen Behelfsapotheken gar nicht mehr oder nur noch an einem Tag in der Woche stattfinden können“, warnt auch Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. Das gelte etwa für die Abgabe starker Schmerzmittel an Krebspatienten oder die Herstellung dringend benötigter Medikamente für Kinder.

„Wer die Qualitätsstandards bei der Beratung, Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln in Apotheken durch Etablierung von Apotheken ohne Apotheker senkt, missachtet auch den vorbeugenden Verbraucherschutz zum Nachteil von Patientinnen und Patienten. Somit ist ein solches Gesetz sogar fahrlässig“, betont Preis.

„Wo Apotheke draufsteht, muss auch eine Apothekerin beziehungsweise ein Apotheker drin sein“, fordert Hoffmann. Darauf hätten Patienten und Kunden einen Anspruch. Deshalb sei es zwingend notwendig, die bewährten Strukturen zu stabilisieren, statt Versorgung und Leistung zu kürzen. Angesichts anhaltender Lieferengpässe bei Arzneimitteln und einer immer älter werdenden Bevölkerung brauche man eine noch stabilere Versorgung durch gestärkte Apotheken mit mehr Apothekern – nicht durch Apotheken ohne Apotheker.

Kritik kommt auch von den Patienten. „Schon die aktuell stattfindenden Schließungen von Apotheken sind aus Patientensicht besorgniserregend. Aber dass man mit der Apotheken-Reform plant, die Qualität der Versorgung in den verbleibenden Apotheken auch noch zu senken, ist aus Patientensicht unverständlich und nicht hinnehmbar“, sagt Sabine Härter von der Deutschen Diabeteshilfe. Die Apothekerinnen und Apotheker und ihre Teams vor Ort seien verlässliche Ansprechpartner bei Fragen zu gesunder Lebensführung, Ernährung, Umgang mit Hilfsmitteln und vor allem zur Arzneimitteltherapiesicherheit, so Härter. Gerade für ältere Menschen sei der persönliche Kontakt vor Ort von großer Bedeutung.

Bessere Honorierung

Dazu müsse aber die Vergütung der Apotheken nach mehr als einem Jahrzehnt endlich deutlich angehoben werden, forderte Preis. Die Unterfinanzierung führe zu immer mehr wirtschaftlich instabilen Apotheken, da es in diesen zehn Jahren erhebliche Kostensteigerungen gegeben habe. So seien allein die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 27,8 Prozent gestiegen. Hinzu kämen deutlich gestiegene Kosten, etwa für Miete, Energie, Software und Botendienste.

Mit dem geplanten Konzept der Apotheke ohne Apotheker würden Bundeskanzler Scholz und Minister Lauterbach zudem ihr eigenes Versprechen brechen, dass es bei den Veränderungen im Gesundheitssystem nicht zu Leistungskürzungen kommen werde, erklärten Preis und Hoffmann.

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