Honorargutachten

Apotheker halten Umverteilung für sinnvoll

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Berlin -

Sollte es irgendwann eine neue Regierung geben, ist eine unangenehme Debatte über das Apothekenhonorar unvermeidlich. Zumindest sind sich die Teilnehmer einer Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma darüber weitgehend einig. Eine Mehrheit wäre der Idee gegenüber aufgeschlossen, eine Umverteilung zwischen großen und kleinen Apotheken vorzunehmen.

Bei der Umfrage am 1. Dezember stimmten 53 Prozent der Teilnehmer der Aussage voll oder überwiegend zu, dass auf die Apotheken „eine Honorardebatte mit negativen Konsequenzen“ zukommt. Weitere 23 Prozent können sich das zumindest vorstellen. Dagegen rechnen nur 7,5 Prozent nicht damit. 16 Prozent konnten hierzu keine Angabe machen.

Da in dieser Woche weitere Details aus dem Honorargutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) bekannt geworden sind, dürfte sich die Befürchtung aktuell sogar noch verstärkt haben. Vor allem die Inhaber unter den insgesamt 305 Befragten waren aber schon zuvor misstrauisch: Fast 80 Prozent von ihnen erwarten eine wenig erfreuliche Debatte über ihre Einkünfte. Bei ihren Angestellten gibt es deutlich mehr Unentschiedene in dieser Frage.

Dem Gutachten zufolge ist die Fixpauschale von derzeit 8,35 Euro viel zu hoch. Sie sollte auf 5,80 Euro gesenkt werden, so die Empfehlung, damit mehr Geld für die Herstellung von Rezepturen und den Notdienst verteilt werden kann. Außerdem sollen die Großhandelsrabatte weitgehend gestrichen werden. Mit diesen Maßnahmen wäre aus Sicht der Gutachter unter anderem eine Umverteilung zugunsten kleinerer Landapotheken realisierbar.

Auch wenn die Apotheker die Ausführungen der Gutachter sehr kritisch sehen, wünschen sich die meisten schon, dass es etwas gerechter zuginge. 45 Prozent gaben bei der Umfrage an, eine Umverteilung zugunsten der Landapotheken wäre sinnvoll. Weitere 32 Prozent sind dem Gedanken gegenüber zumindest nicht abgeneigt.

Die Inhaber sind dabei entschiedener als der Rest im Team: Während 30 Prozent von ihnen einer Umverteilung voll zustimmen würden, sind es bei den Angestellten nur 13 Prozent. Auf der anderen Seite stimmen auch 13,6 Prozent der Inhaber der Aussage überhaupt nicht zu, aber nur 2,7 Prozent der angestellten Approbierten und PTA. Bei den Mitarbeitern ist der Anteil der Unentschlossenen mit 13,8 Prozent deutlich höher als unter den Inhabern (2,3 Prozent) – ein Phänomen, das allerdings auch in anderen APOSCOPE-Umfragen schon zu Tage getreten ist.

An der Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert nahmen am 1. Dezember insgesamt 305 Apotheker und PTA teil, darunter 44 Inhaber oder Apothekenleiter. Die Befragung wurde vom Importeur ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.

Die Gutachter waren unter anderem zu der Zahl gekommen, dass die Rettung aller derzeit knapp 20.000 Apotheken rund drei Milliarden Euro kosten würde. Nach diesen Zahlen ist fast die Hälfte aller Apotheken „wirtschaftlich gefährdet“. Allerdings könne es für die Zukunft auch nicht „das Ziel einer angemessenen Versorgung der Bevölkerung sein, vollausgestattete Apotheken mit täglicher Öffnungszeit an Orten zur Verfügung zustellen, in welchen weder Ärzte verfügbar sind noch Lebensmittel eingekauft werden können“.

Die Gutachter haben die wirtschaftliche Lage der Apotheken im Jahr 2015 genauer unter die Lupe genommen. Danach waren vor zwei Jahren 7600 Apotheken „wirtschaftlich gefährdet“, heißt es in der Zusammenfassung des Gutachtens. Davon befänden sich 5300 Apotheken in städtischer Lage und 2300 in ländlichen Regionen. Da damit fast die Hälfte der Apotheken mit wirtschaftlichen Problemen kämpfe, sei Angst vor dem Verlust der flächendeckenden Versorgung ebenso nachvollziehbar wie die Forderung nach einer Erhöhung der Vergütung.

Vor dem Hintergrund der Niederlassungsfreiheit sei jedoch eine „pauschale Finanzierung“ von notleidenden Apotheken bedenklich, die nicht für die flächendeckende Versorgung notwendig seien. „Das gilt insbesondere für den hohen Anteil gefährdeter Apotheken in den Städten, die sich gegebenenfalls einen ruinösen Wettbewerb liefern.“ Würde man „gezielt“ die 2300 „mittelfristig gefährdeten Apotheken“ in ländlichen Regionen unterstützen, wären damit nur Kosten von circa 100 Millionen Euro jährlich verbunden, heißt es in der Zusammenfassung.

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