Apotheker gegen Direktvertrieb Patrick Hollstein, 23.11.2007 14:42 Uhr
Der Zusammenschluss der Apotheker der Europäischen Union (ZAEU) hat sich auf seiner Generalversammlung gegen den Direktvertrieb von Arzneimitteln ausgesprochen. Der Verband, der 400.000 Apotheker aus 30 Ländern in Brüssel vertritt, äußerte schwere Bedenken gegen den Ausschluss des Großhandels aus der Lieferkette und machte deutlich, wie wichtig der Erhalt des derzeitigen Vertriebssystems des vollsortierten Großhandels für die Arzneimittelversorgung sei.
Laut ZAEU könnte die Umstellung auf Modelle der Hersteller die Zahl der Lieferungen in ganz Europa um 2000 Prozent erhöhen. Denn die Apotheken müssten gegebenenfalls Arzneimittel verschiedener Hersteller jeweils separat bei unterschiedlichen Logistikern bestellen, wenn der vollsortierte Großhandel entfalle. Dies habe nicht nur Folgen für die Umwelt, sondern vor allem für die Marktbeteiligten: So würde der administrative Aufwand vor allem kleinere Apotheken überfordern. Der ZAEU warnt außerdem vor einer Wettbewerbsverzerrung im Großhandelsbereich, wenn kleinere Grossisten ganze Sortimente verlieren würden und Apotheken nicht mehr frei unter ihren Zulieferern auswählen könnten. Auch die Patienten hätten das Nachsehen, wenn seltene, nicht vorrätige Arzneimittel separat angefordert werden müssten und nicht mehr mit der regulären Lieferung zugestellt würden.
Auch das Argument von Herstellern wie Pfizer, durch die Einschränkung der Logistikpartner Arzneimittelfälschungen vorbeugen zu wollen, lassen die europäischen Apotheker nicht gelten: Hier gebe es effektive Systeme wie die Authentifizierung bei der Abgabe, die keine solchen negativen Auswirkungen wie der Direktvertrieb beinhalteten.