Arzneimittelfälschungen

Apotheker fordern sichere Packungen dpa/APOTHEKE ADHOC, 28.01.2010 16:31 Uhr

Hannover - 

Die niedersächsische Apothekerkammer fordert effektivere Maßnahmen im Kampf gegen gefälschte Medikamente. „Über 50 Prozent der über das Internet vertriebenen Medikamente sind inzwischen Fälschungen. Wir fordern fälschungssichere Arzneimittelverpackungen“, sagte Kammerpräsidentin Magdalene Linz bei einer Veranstaltung in Hannover.

Nach Angaben von LKA-Experten sind die Gewinne im Handel mit gefälschten Arzneimitteln um ein vielfaches höher als beispielsweise bei Rauschgift. So könnten kriminelle Hersteller und Händler mit einem Kilo Viagra das 1600-fache des investierten Geldes verdienen.

„Das ist ein irrsinnig lukratives Geschäft. Und das einzige, was sie zum Bestellen auch von verschreibungspflichtigen Arzneien im Internet brauchen, ist eine Kreditkarte“, sagte Professor Dr. Harald Schweim von der Universität Bonn.

Das niedersächsische Landeskriminalamt registrierte eine Zunahme der Straftaten im Arzneimittelbereich um fast 100 Prozent in den vergangenen fünf Jahren, sagte ein Sprecher. Der Fall eines jungen Mädchens aus Hannover, das 2008 an einem illegalen Schlankheitsmittel aus dem Internet gestorben war, veranlasste die Fahnder, diesen Bereich verstärkt unter die Lupe zu nehmen.

Beim Zoll macht die Anzahl der Verfahren wegen der Einfuhr von illegalen Medikamenten aus dem Ausland inzwischen fast ein Drittel der gesamten Arbeit aus. Bundesweit wurden 2008 rund 4,8 Millionen illegale Tabletten vom Zoll beschlagnahmt. „2009 sind die Zahlen erneut gestiegen“, sagte ein Zollsprecher. Fälschungen würden inzwischen auch vermehrt in Deutschland hergestellt. So sei in Hessen erst kürzlich im Keller eines Einfamilienhauses eine riesige Produktionsstätte entdeckt worden.