Die Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern fordert ein stringenteres Vorgehen gegen das Pick-up-Geschäft mit Arzneimitteln. „Es ist höchste Zeit, dass die Regierung dem gesundheitsgefährdenden Treiben von Drogerieketten und deren ausländischen Partnern ein Ende bereitet“, sagte Kammerpräsidentin Christel Johanns in Schwerin. „Die Betreiber der Pick-ups verzichten auf ein Höchstmaß an Arzneisicherheit, Patientenbegleitung und auch an Datenschutz. Hier wird die Gesundheit der Menschen ohne Not aufs Spiel gesetzt.“
Viele Handelsunternehmen seien derzeit am Einstieg in das Geschäft mit Arzneimitteln interessiert. Vielfach fehle jedoch der spezifische berufsethische Hintergrund, beispielsweise die Bereitschaft zur Übernahme von Gemeinwohlpflichten wie Nacht- und Notdienst. Johanns warnte vor einer Bagatellisierung des Medikaments zum gewöhnlichen Konsumprodukt und vor einer weiteren Vernachlässigung der besonderen Regeln beim Umgang mit Arzneimitteln: „Das Apothekensystem in Deutschland wird durch diesen parallelen Vertriebskanal ausgehöhlt.“
Johanns forderte die Landesregierung auf, das Rx-Versandhandelsverbot im Bundesrat wieder auf die Tagesordnung setzen zu lassen und ein Verbot gewerblicher Abholstellen zu prüfen. Schwerin hatte neben Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Thüringen die Bundesratsinitiative von Sachsen und Bayern unterstützt. „Die Politik hat das Problem erkannt - jetzt müssen Taten folgen“, so Johanns. OTC-Arzneimittel mit hohem Missbrauchs- sowie Gefahrenpotenzial sollen nach Ansicht der mecklenburgischen Apotheker vom Versandhandel ausgeschlossen werden.
Laut Vizepräsident Dr. Christoph Schümann muss eine weitere Ausweitung des Pick-up-Geschäfts verhindert werden: „Beratungspflicht und Apothekenpflicht werden durch den Versandhandel und Pick-up-Stellen systematisch untergraben. Wird dieser Trend nicht gestoppt, steht am Ende eine Zwei-Klassen-Pharmazie.“ Schümann warnte vor einer Schnäppchen-Mentalität im Arzneimittelbereich: „Die Logik des Einzelhandels funktioniert bei Medikamenten nicht: Ein Mehrgebrauch führt nicht zu einem Mehr an Gesundheit.“
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