Aussagen zu Panikmache

Apotheker wollen Entschuldigung von Lauterbach

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Berlin -

Die „Gemeinschaft Osthessischer Apotheker“ fordert eine Entschuldigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Seine Aussage zur angeblichen Panikmache sei „eine unerträgliche, beleidigende und nicht hinnehmbare Unterstellung und Verleumdung“.

Der offene Brief richtet sich auch an die Kundinnen und Kunden. Die Kolleginnen und Kollegen sehen sich demnach veranlasst zu Lauterbachs Behauptung Stellung zu nehmen, dass es sich bei den Warnungen der Apothekerschaft vor Lieferengpässen um reine Panikmache eines gut bezahlten Berufsstandes handle, mithilfe derer die Apotheker ihre eigenen finanziellen Interessen durchsetzen wollen.

„Das ist eine unerträgliche, beleidigende und nicht hinnehmbare Unterstellung und Verleumdung. Sie ist nachweislich falsch. Mit diesem Angriff hat der Gesundheitsminister eine Grenze überschritten, welche Moral und Anstand setzen, unabhängig von Tagespolitik und Ideologie. Jede Apotheke in Fulda, in Hessen und in ganz Deutschland versucht seit Monaten die Unfähigkeiten und elementaren Fehler unserer Gesundheitspolitik zu korrigieren“, heißt es in dem Brief. Daher sei man „mehr als irritiert“ über die Aussagen.

Nach wie vor seien mehr als 500 Arzneimittel nicht lieferbar – und diese Situation werde sich auch in naher Zukunft nicht bessern. „Gerne kann das BMG unsere Bestellungen bearbeiten und uns die Ware liefern. Soweit wir wissen ist 5 x 0 = 0 und auch 100 x 0 = 0!“

Im Laufe des Jahres habe die Apothekerschaft Lauterbach sechs Termine angeboten, um unter anderem die aktuelle Problematik der Nichtlieferbarkeit zu besprechen. „Er hat sechs Mal abgesagt. Wir denken, dass man die Probleme im Gesundheitssystem nur gemeinsam wird meistern können und es niemand, aber auch wirklich niemandem hilft, einzelne Berufsgruppen, die Teil des Systems sind, zu denunzieren und Unwahrheiten zu verbreiten.“

Apotheken zeichneten sich dadurch aus, lösungsorientiert zu arbeiten. „Dabei verweisen wir gerne auf das Herstellen von Desinfektionsmitteln, die Verteilung von Masken, die Herstellung von Fiebersäften, das Errichten von Testcentern, die Bekämpfung der andauernden Lieferengpässe und vielem mehr. Wir haben die Bevölkerung mit großem persönlichen und finanziellen Aufwand durch die Mangelverwaltung gebracht, Wogen geglättet und damit auch die Regierung von Schaden bewahrt.“ Dabei habe man stets auch auf Anerkennung durch die Politik gehofft – doch das Honorar sei eingefroren, viele Apotheken hätten geschlossen, andere arbeiteten unter Selbstausbeutung.

Daher fordere man Lauterbach auf, „sich öffentlich für seine Entgleisungen zu entschuldigen und endlich Maßnahmen zu tätigen, die die Situation faktisch verbessern“. Denn: „Glaubt Herr Lauterbach ernsthaft, dass die gesamte Regierung es noch nicht bemerkt hätte, wenn wir Panik schüren würden statt zu beschwichtigen, zu erklären und zu beruhigen? Glaubt Herr Lauterbach nur einen Augenblick, dass der Zorn der Eltern die gesamte Ampelregierung nicht aus dem Amt gefegt hätte, wenn wir tatsächlich unsere Kunden manipulieren und aufhetzen würden.“

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