Seit der FDP-Politiker Lars Lindemann eine „Strukturbereinigung“ bei den Apotheken gefordert hat, ist sein Verhältnis zu den Pharmazeuten angespannt. Jetzt hat sich der Gesundheitspolitiker für die Ärzte eingesetzt – und damit erneut einen Apotheker vor den Kopf gestoßen. „Ärzte werden von Ihnen bedient, da sie eine Klientelpartei sind. Apotheker lässt man fallen, um der Bevölkerung zu beweisen, man sei keine Klientelpartei“, schreibt Apotheker Edzard Lueg in einem offenen Brief an Lindemann. Deshalb sei die FDP eine „berechnende Klientelpartei“.
Lindemann hatte am Wochenende die Forderung der Krankenkassen nach Kürzungen bei den Ärzte-Honoraren scharf kritisiert. „Das ist eine Attacke auf die Versorgungssicherheit in den Flächenstaaten“, so der FDP-Politiker, der beruflich als Manager von Medizinischen Versorgungszentren tätig ist.
Eine pauschale Kürzung der Honorare treffe auch die Ärzte, die an der Einkommensskala unten stehen, so Lindemann: „Kinderärzte, Augenärzte, Dermatologen und HNO-Ärzte können bereits heute von dem Honorar, die sie im gesetzlichen Bereich generieren, kaum noch ihre Praxis mit akzeptablen Standards unterhalten.“ Der Vorstoß der Kassen grenze an Realitätsverweigerung.
„Ersetzen Sie doch bitte mal im Text jeweils das Wort Arzt durch Apotheker und – der Inhalt bleibt weiter richtig“, kontert Apotheker Lueg aus dem niersächsischen Delmenhorst. Es sei bezeichnend, wie bei der FDP mit zweierlei Maß gemessen werde. In den Augen der Bevölkerung sei die FDP eine Klientelpartei und werde es immer bleiben, schreibt Lueg.
Wenn sich die Partei nun scheinbar nach außen anders positioniere, werde dies vielleicht zur Kenntnis genommen, doch niemand werde deshalb die FDP wählen. „Wir Apotheker werden es Ihnen nicht durchgehen lassen, uns als Opfer ihres finalen Partei-Überlebenskampfes zu missbrauchen und dafür sorgen, dass ihre durchschaubare Taktik breiten öffentlichen Raum einnimmt“, kündigt der Apotheker an.
Lueg weist Lindemann darauf hin, dass mittlerweile auch der Koalitionspartner an den Zahlen zweifele, die das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zur Anpassung des Apothekenhonorars vorgelegt habe.
Der Apotheker hat seinen Wutbrief im Notdienst verfasst. „Zu erwarten ist in der nächtlichen Notdienstzeit circa fünfmal die Inanspruchnahme meiner Dienste, wofür mir der Staat einen finanziellen Ausgleich in Höhe von 12,50 Euro zubilligt. Eine Schande für welches Trinkgeld der Staat akademisch ausgebildet Menschen verpflichtet zu arbeiten“, so Lueg.
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