Kommentar

Apotheker ausgerechnet

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Berlin -

Geld ist nicht alles, heißt ein Sprichwort. Ein anderes geht: Über Geld spricht man nicht. Beide Regeln scheint die Koalition verinnerlicht zu haben – zumindest bei den Apothekern: Sie bekommen auf absehbare Zeit keine Honoraranpassung und auch keine Erklärung, warum das so ist.

 

Seit einem Jahr trommelt die ABDA für eine Erhöhung des Fixhonorars, hilfsweise für mehr Geld für Notdienste, BtM und Rezepturen. Mindestens die Festschreibung der Verhandlungsbasis für den Kassenabschlag sollte doch drin sein. Weit gefehlt: Bei der AMG-Novelle gehen die Apotheker sehr wahrscheinlich leer aus. Vertröstet wäre der falsche Ausdruck, denn auch Trost gibt es nicht.

Angeblich wird gerechnet. Die ABDA musste Treuhand-Zahlen zur betriebswirtschaftlichen Lage von rund 650 Apotheken liefern, die in BMG und BMWi gleich erst einmal angezweifelt wurden. Das Statistische Bundesamt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wurden in Bewegung gesetzt. Vermutlich nach der Sommerpause soll auf Basis der Statistiken ein eigener Vorschlag präsentiert werden. Der wäre dann – je nach Umfang – zustimmungspflichtig oder nicht.

Natürlich ist ein gesundes Misstrauen gerechtfertigt, zumal die Apotheker wie andere Leistungserbringer aus dem Topf der GKV bezahlt werden und Zahlen im gesundheitspolitischen Berlin immer schön gerechnet werden. Doch eigentlich weiß die Politik genau, wie sie mit großen Summen umzugehen hat. Normalerweise wird mit geraden Zahlen gerechnet: 10 Prozent Herstellerabschlag, 200 Millionen Euro Sonderopfer. Wie wurde dieser Sparbeitrag eigentlich ohne Treuhand-Zahlen gerechnet?

Wenn es wirklich einen politischen Willen gäbe, den Apothekern mehr Geld zukommen zu lassen, dann sollte dies auch ohne Buchprüfung möglich sein. Zumindest eines kann man ganz leicht nachrechnen: seit wie vielen Jahren die Apotheker keine Honoraranpassung bekommen haben. Auch Schließungen und Umwandlungen in Filialen kann man leicht zählen. Wenn der Inhaber die Tür zur Offizin das letzte Mal hinter sich zusperrt, ist es nämlich egal, ob es vorher eine durchschnittliche Apotheke war oder eine typische.

 

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