Die Versorgung mit Apotheken ist vor allem auf in den ländlichen Gebieten von Mecklenburg-Vorpommern durch den Mangel an Fachkräften bedroht. „Auf unserer Webseite stehen 67 Stellenangeboten nur 4 Gesuche gegenüber”, beschreibt der Geschäftsführer der Landesapothekerkammer, Bernd Stahlhacke, die Situation. Nur ein Viertel der Stellenangebote entfalle dabei auf die Oberzentren wie Schwerin oder Rostock.
Die Zahl der Apotheken ist laut Zahlen der Kammer bereits seit Längerem auf dem absteigenden Ast: Waren es 2008 im Land noch 407, sind davon bis heute noch 385 übrig. Laut Torsten Möller, Inhaber einer Apotheke in Tessin im Landkreis Rostock, hat sich die Situation jedoch verändert. Sei das Apothekensterben zuvor ein Phänomen in Großstädten mit einem Überangebot gewesen, erreiche die Entwicklung zusehends die ohnehin schon geringer versorgten ländlichen Gebiete.
Die Zahl der Beschäftigten hat im Gegensatz dazu seit dem Jahr 2019 laut den Daten der Apothekerkammer in allen Kreisen und Städten zugenommen. „Es ist zwar so, dass wir von den Köpfen her mehr Beschäftigte haben”, sagt der Geschäftsführer der Apothekerkammer, sehr viele Stellen im Land seien jedoch Teilzeitstellen. Viele Frauen nutzen seinen Angaben zufolge die Möglichkeit, Familie und Beruf so miteinander in Einklang zu bringen. Dies betreffe alle Berufsgruppen, unterm Strich bleibe daher ein Fachkräftemangel bei den Apotheken.
Der Mangel an Bewerbern für die offenen Stellen liegt Stahlhacke zufolge nicht an zu wenig Studenten, die Zahl der Abgänger nehme sogar zu. Jedoch gebe es einen Wettbewerb um die gut ausgebildeten jungen Leute und den gewinne oft die Industrie, die Verwaltung oder Krankenhäuser, vor allem aufgrund der höheren Löhne und der gestiegenen Arbeitsbelastung in den Apotheken.
Die Rahmenbedingungen für die Apotheker haben sich laut Stahlhacke deutlich verändert. Hierzu zählten etwa die Konkurrenz durch Versandapotheken und die Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen. Auch Apotheker Möller hat fast nur Teilzeitkräfte angestellt, er bestätigt den Fachkräftemangel. Sollte er einmal keinen Nachfolger finden, dann wäre nicht nur die Medikamentenversorgung für Patientinnen und Patienten betroffen, sondern auch die Ausstattung von Hausärzten und ambulanten Pflegeeinrichtungen, die sich in den Apotheken Nachschub besorgten, so der Apotheker.
Er weist zudem auf etwas hin, das in Zeiten der Corona-Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen habe: Beratung in der Apotheke benötigten nicht nur ältere Menschen. Auch jüngere Kunden, die sich bereits im Internet informiert haben, brauchten häufiger Hilfe, um diese Informationen richtig einzuordnen. „Die wissenschaftlich haltbaren Texte sind oftmals schwer zu verstehen, das, was auch in den sozialen Medien verbreitet wird, ist oftmals fachlich falsch”, beschreibt Möller die Probleme, mit denen Kunden in die Apotheken kommen.
Auch aus Sicht des Kammergeschäftsführers ist die Beratung enorm wichtig: „Wenn wir die flächendeckende Versorgung verlieren, dann verlieren wir für die Bevölkerung einen niedrigschwelligen Ansprechpartner in Gesundheitsfragen”, sagt Stahlhacke.
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