Appell an Bundestagskandidaten

Apothekensterben beenden, Fixum erhöhen

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist im Sinkflug und die flächendeckende Versorgung in Gefahr. Dass das Ende des Apothekensterbens zum 100-Tage-Sofortprogramm der neuen Bundesregierung gehören muss, ist für Apotheker Dr. Horst Heidel gesetzt. Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Soest im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) fordert eine Honorarerhöhung und mehr Freiheiten bei der Rezeptbelieferung.

„Nach 20 Jahren ohne echten Inflationsausgleich geraten derzeit immer mehr Apotheken in wirtschaftliche Schieflage“, so Heidel. „Täglich müssen ein bis zwei Apotheken für immer schließen. Jede zehnte Apotheke ist defizitär und jede dritte wirtschaftlich stark gefährdet.“ Nur mit Hilfe eines Rettungspaketes können die Betriebsstätten erhalten werden. Und das müsse schnell auf den Weg gebracht werden. Das Fixum müsse auf 12 Euro angehoben und das Skonto-Urteil zurückgedreht werden. Wobei es fraglich sei, ob die Hersteller überhaupt wieder Skonti gewähren würden.

„Wenn das Apothekennetz weiter ausdünnt, dann werden Patienten künftig weite Wege auf sich nehmen müssen, gerade im Nacht- und Notdienst.“

Rezepturen sind unterbezahlt

Heidel fordert zudem freiere Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung. Ein Beispiel sind Rezepturen, bei denen der Austausch auf ein Fertigarzneimittel möglich ist. Denn die Herstellung ist unterbezahlt. „Die Vergütung für Leistungen wie zum Beispiel die Herstellung individueller Rezepturen muss verbessert werden. Wenn wir in der Apotheke für einen Patienten individuell eine Salbe herstellen, die der Arzt verschrieben hat, bekommen wir derzeit sechs Euro – für oft mindestens eine Stunde Arbeit.“

Politik muss handeln

Jeder Euro mehr für die Apotheken sei gut investiertes Geld: „Wir können dazu beitragen, den Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern – und gleichzeitig Folgekosten einzudämmen und die Wirtschaftlichkeit der Versorgung zu erhöhen“, sagt Heidel. Apotheken könnten das Gesundheitswesen durch Präventionsangebote und zusätzliche Leistungen entlasten. Dazu sei allerdings ein Auftrag von der Politik nötig. „Hunderttausende Krankenhausaufenthalte gehen jedes Jahr auf Medikationsfehler zurück – zwei Drittel davon ließen sich vermeiden, wenn das heilberufliche Potenzial der Apotheken besser ausgeschöpft würde.“

Das sei jedoch nur möglich, wenn es auch in Zukunft noch Apotheken gebe. Die Politik müsse zeitnah handeln. Und auch die Patientinnen und Patienten müssten tätig werden: Sie seien aufgefordert, sich im eigenen Interesse über die Pläne der Parteien in dieser Frage zu informieren. Schließlich gehe es um ihre Gesundheitsversorgung, so Heidel.

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