Der Abwärtstrend beschleunigt sich weiter: Noch nie ist die Zahl der Apotheken innerhalb eines Jahres so stark gesunken wie 2019. Ende des Jahres gab es in Deutschland noch 19.075 Apotheken – 348 Betriebe weniger als im Vorjahr. 19.423 Apotheken waren es Ende 2018. Noch stärker zurückgegangen ist dabei die Zahl der Inhaber.
Das spiegelt den Trend zu steigender Konzentration: Immer weniger Betriebe, immer weniger Chefs – aber die Chefs, die es noch gibt, haben zumindest im Durchschnitt immer mehr Betriebe. Die Zahl der Inhaber ist um 409 gesunken, ein Minus von 2,7 Prozent im Vergleich zu einem Minus von 1,8 Prozent bei der Apothekenzahl. Ende 2019 haben laut den am Dienstag von der ABDA veröffentlichten Zahlen 14.473 Inhaber 19.075 Apotheken betrieben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 14.882 Inhaber von 19.423 Apotheken.
Auch im vergangenen Jahr gab es wieder regional relativ große Unterschiede bei der Entwicklung der Apothekenzahlen in den einzelnen Kammerbezirken: So haben in Thüringen im vergangenen Jahr nur vier Apotheken geschlossen – im gleichen Zeitraum wurde allerdings im ganzen Freistaat auch nur eine einzige Apotheke neu eröffnet. Die Zahl sank entsprechend von 538 auf 535 – ein Minus von 0,53 Prozent. Besonders stark war hingegen das kleine Saarland betroffen: Hier fiel die Zahl der Apotheken um 3,38 Prozent von 293 auf 283.
Aber auch bevölkerungsreiche Flächenländer sind zum Teil überdurchschnittlich betroffen, Nordrhein-Westfalen zum Beispiel: So fiel die Zahl der Apotheken im Kammerbezirk Westfalen-Lippe von 1924 auf 1868 – ein Minus von 2,91 Prozent. Dahinter steht ein Nettoverlust von 56 Betrieben in der Region.
Damit liegt die Apothekendichte in Deutschland bei 23 Apotheken pro 100.000 Einwohnern und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt – der liegt bei 31 Apotheken. „Noch können sich die Patienten in Deutschland auf eine flächendeckende Arzneimittelversorgung verlassen, aber das wird bald vorbei sein, wenn nichts passiert“, warnt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Seit zwölf Jahren gehe die Zahl der Betriebe nun zurück.
Schmidt sieht die Politik im Zugzwang: „Wir werden die Situation nur stabilisieren können, wenn die Apotheken mehr Planungssicherheit und einen vernünftigen ordnungspolitischen Korridor bekommen“, so der scheidende Apothekerpräsident. Dazu gehören Schmidt zufolge vor allem zwei gesetzgeberische Maßnahmen: Das Rx-Boni-Verbot, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) es im Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) vorsieht, und ein Makelverbot für das kommende E-Rezept. „Die Absicherung einheitlicher Abgabepreise bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln im grenzüberschreitenden Versandhandel zumindest in der GKV-Versorgung muss kommen“, so Schmidt mit Blick auf das VOASG.
Die Einführung des E-Rezepts müsse durch ein Makelverbot so flankiert werden, „dass Patienten die freie Apothekenwahl ohne Einflussnahme von kommerziellen Dienstleistern behalten.“ Auch das Makelverbot ist Teil des VOASG. „Aber dieses Gesetz nutzt erst dann etwas, wenn es auch in den Bundestag eingebracht und beschlossen wird. Dafür wird es jetzt höchste Zeit“, so Schmidt. Da wird er sich allerdings noch gedulden müssen: Im Gesetzgebungsprozess herrscht derzeit Stillstand, die EU-Kommission will erst noch prüfen, ob sie den vorgesehenen Rx-Boni-Deckel als europarechtlich zulässig erachtet – durchaus möglich, dass Schmidt eine etwaige Verabschiedung des VOASG gar nicht mehr als ABDA-Präsident erlebt.
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