Apothekenstärkungsgesetz noch im Herbst? Patrick Hollstein, 21.08.2023 09:27 Uhr
Kommt demnächst das im Koalitionsvertrag angekündigte Apothekenstärkungsgesetz? Bei der Klausurtagung des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) stellte der SPD-Gesundheitsexperte Dirk Heidenblut tatsächlich einen Entwurf für Herbst in Aussicht. Er jedenfalls setze sich dafür ein. Auch Dr. Georg Kippels (CDU) sieht Handlungsbedarf, die Rahmenbedingungen für die Apotheken zu verbessern.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde waren sich die beiden Berichterstatter für die Apotheken im Bundestag einig, dass die Struktur der Apotheken vor Ort gestärkt werden müsse. Heidenblut verwies auf den Koalitionsvertrag, in dem entsprechende Pläne vereinbart wurden. Dabei kündigte er laut AVNR einen entsprechenden Entwurf für den Herbst an. Jedenfalls setze er sich dafür ein.
Im Hinblick auf die zwingend notwendige Honorarsteigerung ging er sogar noch einen Schritt weiter: Man müsse sich besonders auch die Tätigkeiten näher anschauen, die Apotheken leisten, aber gar nicht vergütet bekämen. Es gehe um die grundsätzliche Frage, was der Gesetzgeber tun könne, damit die Apotheke vor Ort erhalten und die Arzneimittelversorgung trotz Lieferengpässen sichergestellt bleibe, so Heidenblut.
Verbandschef Thomas Preis hatte erneut auf die nach wie vor dramatische Situation bei den Lieferengpässen hingewiesen: Allein gemäß der offiziellen Liste der Lieferengpässe seien aktuell über 500 Medikamente nicht lieferbar. In Wirklichkeit könne man diese Zahl aber mal 10 nehmen, so Preis. Und: Bereits jetzt im Sommer fehlten sehr viele Antibiotika. Die zuletzt von der Bundesregierung ergriffenen gesetzgeberischen Maßnahmen zeigten keine spürbare Wirkung, die Arzneimittelversorgung sei weiterhin in Gefahr, so Preis. Unbegreiflich, wie eine Bundesregierung das zulassen könne, machte er gegenüber den Politikern deutlich. Schließlich gehe es bei der Arzneimittelversorgung um eine wesentliche Säule der Daseinsvorsorge.
Auch die drängenden Probleme in den Apotheken brachte ein Spitzengremium aus Vorstand und Beirat des AVNR abermals auf den Punkt: Menschen wollten schließlich auch künftig vor Ort einen persönlichen Ansprechpartner für ihre Gesundheit und ihre Arzneimittel. Sehr deutlich wurde in Richtung Politik adressiert, wie das angesichts eines immer höheren Versorgungsbedarfs, immer weniger Fachpersonal und einer immer niedrigeren Arzt- und Apothekendichte, insbesondere aber einem Apothekenhonorar auf dem Niveau von vor 20 Jahren, künftig sichergestellt werden solle. Es fehle die Planungssicherheit, Mitarbeiter angemessen zu bezahlen. Vor allem würden diese wirtschaftlichen Bedingungen dem Nachwuchs kaum eine Perspektive bieten, die Verantwortung als Apothekenleiterin oder Apothekenleiter zu übernehmen.