Rechenzentren

ARZ Haan: Aktionäre machen Kasse Lothar Klein, 01.08.2016 09:03 Uhr

Berlin - 

Nach dem Ausscheiden des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) aus dem Aktionärskreis des ARZ Haan machen die verbliebenen Aktionäre Kasse: Für das Geschäftsjahr 2015 soll die Dividende fast vervierfacht werden. Statt der jahrelang üblichen 55 Cent schlagen der ARZ Haan Vorstand und Aufsichtsrat der Aktionärsversammlung am 25. August eine Dividende von zwei Euro je Stückaktie vor. Ausgeschüttet werden sollen 2,4 Millionen Euro. Im Vorjahr lautete der Vorschlag gut 900.000 Euro. Außerdem soll die Hauptversammlung eine Satzungsänderung beschließen.

Nach dem Ausscheiden des AVWL hat der Apothekerverband Nordrhein mit einer Aktie die Stimmenmehrheit beim ARZ Haan. Die anderen Anteile hält die Düsseldorfer Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Zudem gibt es noch stimmrechtlose Namensaktien. 44 Millionen Euro aus dem Jahresgewinn sollen auf neue Rechnung vorgetragen werden. Den Löwenanteil der auszuschüttenden 2,44 Millionen Euro teilen sich der Apothekerverband Nordrhein und die Apobank.

Die vorgeschlagenen Satzungsänderung sieht vor, dass Beschlüsse der Aktionärsversammlung künftig „mit einfacher Mehrheit“ gefasst werden, wenn keine andere qualifizierte Mehrheit gefordert wird. Laut ARZ Haan dient das lediglich der „organisatorischen Präzisierung der Satzung der ARZ Haan AG“ und hat „keine spezifischen Beweggründe“. Satzungsänderungen, Beschlüsse über die Verwendung des Bilanzgewinns und über Kapitalmaßnahmen sowie über Maßnahmen nach dem Umwandlungsgesetz müssen künftig mit 85 Prozent der Stimmen getroffen werden. Bislang galt hier die gesetzliche Grenze in Höhe von 75 Prozent aller Stimmrechte.

Nach jahrelangem Streit war erst im April der Ausstieg des AVWL aus dem Rechenzentrum ARZ Haan besiegelt worden, nachdem das Bundeskartellamt die Genehmigung zur damit verbundenen Aufstockung des Anteils der Apobank erteilt hatte. Eine außerordentliche Hauptversammlung des ARZ Haan beschloss daraufhin die Einziehung der Anteile des AVWL zum Preis von rund 34 Euro pro Aktie.

Vorausgegangen war dem heutigen Beschluss ein jahrelanger Streit zwischen den bisherigen ARZ Haan-Anteilseignern. Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Unternehmenspolitik hatte der AVWL den ARZ-Haan-Stimmrechtsvertrag zum 31. Dezember 2013 gekündigt und damit den Verkaufsprozess seiner Anteile eingeleitet.

Nach der AVWL-Kündigung entbrannte ein Konflikt über die Höhe des Aktienwertes von ARZ Haan. In einem Gutachten wurden die Stammaktien zunächst mit 28,59 Euro bewertet. Später wurde dem AVWL eine Abfindung von maximal 29,50 Euro je Aktie vorgeschlagen, insgesamt 13,4 Millionen Euro. Der Verband forderte stattdessen 36 Euro je Anteilsschein. Nach monatelangen Verhandlungen und mehrfach verschobenen Gerichtsterminen einigten sich die Kontrahenten im Herbst 2015 schließlich auf einen Wert von 34,10 Euro. Inzwischen hat der AVWL den Betrag von gut 15 Millionen Euro erhalten. Der Anlageausschuss des AVWL berät nun über die Anlage des Geldes. Ein Teil wird für die Finanzierung des neuen Verbandshauses eingesetzt.

Das ARZ Haan war 1971 als ARZ Rechenzentrum nordrhein-westfälischer Apotheken gegründet worden und in den 1990er Jahren durch Zukäufe gewachsen. Heute gehören neben Apothekern auch andere Leistungserbringer zu den Kunden. Mit dem AVWL ist bereits die dritte Apothekerorganisation ausgeschieden. Die beiden Kammern aus NRW mussten ihre Anteile bereits vor Jahren aus rechtlichen Gründen abgeben. Damals war die Apobank eingestiegen.