Lobbyarbeit

Apothekenpraktika für Abgeordnete

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Berlin -

Retax, Rabattverträge oder Hilfsmittelchaos: In der aktuellen Honorardebatte argumentieren die Apotheker auch mit dem gestiegenen Arbeitsaufwand bei gleichbleibender Vergütung. Um der Politik einen Einblick in den Alltag zu geben, hat die Freie Apothekerschaft alle Bundestagsabgeordneten per E-Mail zu einem Praktikum aufgefordert. Die Parlamentarier sollen sich dabei sowohl mit den täglichen Abläufen als auch mit den Kunden auseinandersetzen.

 

Fünf Praktika sind demnach bereits vergeben. Bislang haben sich FDP- und SPD-Politiker sowie Abgeordnete der Linken angemeldet. Die ersten Praktikanten werden im Oktober in den Apotheken erwartet. Für einen sechsten Abgeordneten werde derzeit nach einer Apotheke gesucht, so die Verbandsvorsitzende Dr. Helma Gröschel.

Um welche Abgeordnete es sich handelt, wollte der Verein nicht verraten. Die Mehrheit habe sich für einen halben Tag entschieden. Bezahlt wird das Praktikum nicht. „Wir hoffen, dass es noch mehr werden“, sagt Gröschel.

Bei den Politikern werde ein gewisser Nachholbedarf bei den Kenntnissen über die Versorgung mit Medikamenten wahrgenommen: „Viele Abgeordnete können mit dem Begriff 'aut idem' ebenso wenig anfangen wie mit den Inhalten von Rabattverträgen“, so der Verein. Einige Bundestagsabgeordnete wüssten bis heute nicht, ob für Arzneimittel der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 oder der „reguläre“ Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gelte.

 

 

Die Politiker sollen sich während des Schnupperpraktikums auch mit den Patienten unterhalten. In den Apotheken sei in den vergangenen Jahren der bürokratische Aufwand durch gesetzliche Reglementierungen wie durch Rabattverträge extrem gestiegen. „Dadurch hat sich auch der Erklärungsbedarf gegenüber den Versicherten und Kranken auf ein kaum mehr erträgliches Maß erhöht“, so der Verein.

Überliefert sind übrigens Besuche der Staatssekretärinnen Ulrike Flach (FDP) und Annette Widmann-Mauz sowie dem CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn in Apotheken. Als Bundesgesundheitsminister hatte Philipp Rösler (FDP) ebenfalls eine Stippvisite vor Ort versprochen, es am Ende aber mit Ach und Krach nur einmal ins Apothekerhaus geschafft. Sein Nachfolger Daniel Bahr (FDP) hat es während seiner Amtszeit wohl nur zu einer Veranstaltung beim Pharmagroßhändler Gehe gebracht. Zum Apothekertag hat er sich diesmal aber wieder angesagt.

 

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