Die Kammerversammlung in Nordrhein im Juni endete mit einem Ultimatum an die ABDA. Sollten bestimmte Forderungen nicht umgesetzt werden, wurde ein Mitgliederreferendum zum Austritt aus der ABDA vorgesehen. Nach dieser Drohung hat sich ABDA-Präsident Friedemann Schmidt heute persönlich nach Neuss bemüht, um über die aktuelle Lage der Organisation und die berufspolitische Arbeit zu berichten.
Für seine Eröffnungsrede beim Deutschen Apothekertag (DAT) hatte Schmidt viel Lob erhalten. Das Bild der ABDA in der Öffentlichkeit sei jedoch nicht so deutlich wie es beim DAT dargestellt wurde, bemängelten die Delegierten. Die ABDA sei nach wie vor viel zu still.
Krawall sei nicht der Stil der ABDA, konterte Schmidt. Man setze im Dialog mit der Politik auf konstruktive Gespräche, ohne Kommunikationswege zu zerstören. Dies habe man auch bei anderen Berufsgruppen gesehen: Wer laut schreie, erreiche in der Regel weniger. Zuletzt hatten die Kassenärzte Ärger mit der gesundheitspolitischen Sprecherin der Union, Maria Michalk.
Aktuell sieht Schmidt die Diskussion um die Honorare als zentralen Punkt. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatte Anfang September angekündigt, ein externes Gutachten einzuholen, um eine sichere Datenbasis für die Anpassung des Apothekenhonorars zu haben. Eine eigene Berechnung von Seiten der ABDA sieht Schmidt derweil kritisch.
Es sei nicht hilfreich, den jetzigen Betrag von 8,35 Euro dezidiert aufzuschlüsseln. Der heutige Preis sei historisch, es sei nie geprüft worden, ob dieser angemessen sei. „Ich möchte das Honorar nicht nachträglich rechtfertigen, denn dann wird dazu eingeladen, den Preis zu filetieren“, so der ABDA-Chef. Ob dennoch ein Gegengutachten zu dem angekündigten Projekt des BMWi eingeholt werden soll, werde noch entschieden. Das sei eine Ressourcenfrage, so Schmidt.
Unkoordiniert und planlos sei die ABDA-Arbeit keineswegs, betonte Schmidt. Die politische Agenda der ABDA sei in der Politik bestens bekannt und werde in regelmäßigen Gesprächen klar kommuniziert. Das wichtigste Thema derzeit sei die Anpassung des Fixhonorars. Aber auch „kleinere Themen“ wie in der Vergangenheit die Regelungen zur „Pille danach“ würden beobachtet und in Gesprächen mit politischen Partnern bearbeitet.
Das politische Vorgehen werde in den zuständigen ABDA-Gremien diskutiert und beschlossen. Das könne in der Öffentlichkeit schon einmal als „Kuschelkurs“ interpretiert werden, sei aber die richtige Vorgehensweise: „Wir wollen konstruktiv arbeiten. Das beinhaltet den Verzicht auf laute und aggressive Sprüche“, so Schmidt.
Schmidt wehrte sich vehement gegen den Vorwurf, die ABDA arbeite nicht transparent. Transparenz gegenüber den einzelnen Apothekern sei aber gar nicht die Aufgabe der ABDA. „Die Kommunikation zu den Apothekern ist ein Monopol der Landesorganisationen. Diese Grundregel besteht seit 70 Jahren, daran wollen wir nichts ändern“, erklärte Schmidt. Die Apotheker seien schließlich nur indirekt ABDA-Mitglieder, daher sei auch die Kommunikation indirekt über die Länder vorgesehen.
Kammerpräsident Lutz Engelen kündigte an, seine Organisation habe diesen Punkt gemeinsam mit dem Apothekerverband Nordrhein (AVNR) bereits nach dem DAT aufgenommen. Für die Apotheker in Nordrhein werde eine Plattform geschaffen. Dort sollen sich die Mitglieder über den Bearbeitungsstand der DAT-Anträge informieren können. Von ABDA-Geschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz sei bereits zugesichert worden, diese Informationen zu übermitteln. Gleichzeitig betonte Engelen aber auch, dass die Kommunikationsstruktur kritisch hinterfragt werden müsse.
Auf die Kritik, das Thema AMTS in der Öffentlichkeit und in der Politik zu platzieren, sei „grandios gescheitert“, verwies Schmidt auf die deutlich verstärkte positive Berichterstattung zu diesem Thema. AMTS sei erst seit etwa fünf Jahren überhaupt ein Thema. Seitdem habe sich das Bild der öffentlichen Apotheker durch die Berichterstattung gewandelt: Es werde nicht mehr von „Pillendrehern“ und „Schubladenziehern“ gesprochen, sondern von den zusätzlichen Services, die die Apotheken immer häufiger anbieten.
Die Vorbereitung der Bundestagswahl 2017 sieht Schmidt als essentiell an. Hier müsse schon jetzt inhaltlich gut vorbereitet werden. „Das Bekenntnis zur inhabergeführten Apotheke ist unsere wichtigste Forderung für die Bundestagswahl 2017. Nur wenn dieser Punkt im Koalitionsvertrag festgeschrieben sein wird, haben wir die Chance, über sinnvolle Weiterentwicklungen unseres Systems zu reden. Da bitte ich Sie alle um Unterstützung, dass wir diese Priorität in die Köpfe der Politiker bringen“, so der ABDA-Präsident.
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