Apothekenhonorar: FDP will Druck machen Patrick Hollstein, 26.04.2024 14:41 Uhr
In der FDP regt sich Widerstand gegen die Apothekenpläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Am Rande des Parteitags in Berlin wollen die Gesundheitspolitiker aus Bund und Ländern über die intern vorgebrachten Vorschläge sprechen. Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands (HAV), hofft auf eine bundesweite Initiative.
Am morgigen Samstag gibt es einen Termin der AG Gesundheit, bei dem es auch um Apotheken gehen soll. Teilnehmen sollen nicht nur die Expertinnen und Experten der Bundestagsfraktion, sondern auch aus den Ländern. Gut möglich also, dass über die zuletzt vorgelegten Ideen gesprochen und eine gemeinsame Position erarbeitet werden sollen.
Zuerst hatte Robert-Martin Montag, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP in Thüringen, einen Vorschlag für eine Honorarreform ausgearbeitet. Zustimmung gab es aus Baden-Württemberg, eigene Eckpunkte hatte Yanki Pürsün, gesundheitspolitischer Sprecher der hessischen FDP-Landtagsfraktion, am Donnerstag präsentiert. Vielen Apothekerinnen und Apothekern fehlt dazu allerdings nach wie vor ein Bekenntnis auf Bundesebene.
Laut Pürsün werden „Kolleginnen und Kollegen aus Bund und Ländern“ gemeinsam am kommenden Sonntag über diese Ideen beraten. „Wir haben die Hoffnung, dass das auf Bundesebene umgesetzt wird. Ansonsten wird es sicher Initiativen in den Landtagen geben.“
Die bisher gemachten Vorschläge sehen eine deutliche Anhebung des Fixums vor sowie eine Dynamisierung, auch bei der prozentualen Marge und bei Rezepturen. Der Kassenabschlag soll gesenkt und gestaffelt werden, die Vergütung für pharmazeutische Dienstleistungen soll deutlich angehoben werden, genauso wie die Notdienstgebühr, die von Patientinnen und Patienten selbst zu zahlen ist. Auch Rx-Skonto soll explizit freigegeben werden.
Gerade weil sich der hessische Landesverband dafür starkgemacht habe, lobt Seyfarth das Engagement der Liberalen für eine zeitnahe und zukunftsweisende Apothekenreform samt einer längst überfälligen Anpassung der Apothekenvergütung.
„Das Bundesgesundheitsministerium lässt mit seiner Apothekenreform noch immer auf sich warten und schließt bis heute eine nachhaltige Verbesserung der Situation unserer Apotheken, wie wir Praktiker vor Ort sie mit unserer Expertise fordern, kategorisch aus“, so Seyfarth. „Wir vertrauen deshalb besonders auch im Sinne der betroffenen Patientinnen und Patienten auf diese Initiative der FDP-Landesverbände, die auch von zahlreichen Landesapothekerverbänden unterstützt wird. Wir hoffen, das kommt in der Ampelkoalition an und entschärft endlich die seit Jahren prekäre Situation der Arzneimittelversorgung.“
Dass es dringenden Handlungsbedarf gebe, zeigten die aktuellen Zahlen: 44 Apotheken wurden im vergangenen Jahr in Hessen geschlossen und gerade einmal fünf neu eröffnet. Im ersten Quartal sank die Zahl weiter von 1350 auf 1321 Apotheken. Somit hätten in den letzten 15 Monaten weitere 74 Apotheken alleine in Hessen für immer geschlossen. Mit Blick auf diese dramatische Entwicklung sei eine zeitnahe Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Apotheken vor Ort unerlässlich, um die flächendeckende und wohnortnahe Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung zu sichern.