Schmidt will zweites Standbein Alexander Müller, 28.03.2014 20:30 Uhr
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt will das Honorar der Apotheker reformieren. Statt der Packungspauschale sollen die Apotheker auch für besondere Dienstleistungen honoriert werden – etwa für das Medikationsmanagement. Der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, würde den Apotheker sogar mehr Geld zugestehen – wenn die Leistung stimmt. Bei der Interpharm in Berlin diskutierten die beiden zusammen mit der Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar (SPD) über ein gerechtes Apothekenhonorar.
Dittmar sagte, sie könne sich durchaus vorstellen, die Apotheken stärker in die Prävention einzubinden. „Dass das auch honoriert werden muss, ist klar.“ Im Koalitionsvertrag seien alternative Vergütungsmodelle zwar nicht angesprochen. „Aber ich frage mich schon, ob die Honorierung nur von der Anzahl der Packungen abhängig sein sollte“, so die SPD-Abgeordnete, die für ihre Fraktion im Gesundheitsausschuss das Thema Apotheke beackert.
Schmidt pflichtete ihr bei: Mengenanreize seien im Gesundheitswesen immer schlecht. Darüber hinaus seien die Apotheker über die Packungspauschale „politisch vulnerabel“. Das heutige Honorar für eine Dienstleistung werde politisch und ökonomisch immer als Preisbestandteil gesehen: „Und Eingriffe in die Preise sind politisch leichter zu rechtfertigen, als Eingriffe in die Löhne“, so Schmidt.
Der ABDA-Präsident will den Apothekern ein zweites Standbein schaffen, mit Honoraren für zusätzlich erbrachte Dienstleistungen. Nur so könne in der Fläche könne die Versorgung erhalten werden, wo sich der Betrieb einer Apotheke über die Packungszahlen nicht mehr lohne.
Von Stackelberg widersprach: „Herr Schmidt hat den Festzuschlag vergessen.“ Dass die Apotheker diesen erhöhen wollten, könne er zwar verstehen. Ohne zusätzliche Leistungen ist das aus Sicht des GKV-Vize aber nicht drin: „Die jetzige Beratungsleistung ist korrekt abgebildet“, so von Stackelberg.
Grundsätzlich zeigte sich der GKV-Vize aber offen für neue Honorarmodelle: „Wir sind es gewohnt, neue Leistungen zu bezahlen.“ Er machte aber auch deutlich, was die Kassen nicht wollen: „Mein Horrorszenario wären IGEL-Leistungen – direktes Abkassieren beim Patienten, da werde ich fuchsig“, so von Stackelberg. Schmidt versicherte, dass es etwa beim Medikationsmanagement genau darum nicht gehe.
Der ABDA-Präsident findet es dennoch wichtig, dass die Packungspauschale Teil des apothekerlichen Honorars bleibt: „Beratung und Produkt können nicht auseinandergenommen werden“, so Schmidt. Die Abgabe von Arzneimitteln werde immer die zentrale Aufgabe der Apotheker sein und müsse damit auch Bestandteil der Vergütung sein.
Dass es zu einer automatischen Anpassung des Apothekenhonorars kommen wird, glauben Schmidt und von Stackelberg nicht. Beide waren sich aber auch darin einig, dass eine regelmäßige Überprüfung gesetzlich verankert werden müsse. „Darauf sollten die Apotheker Anspruch haben“, sagte von Stackelberg.
Schmidt betonte noch, dass im Vergleich zur jüngsten Anpassung die Mechanismen überarbeitet werden müssten. Ein Abzug der Umsätze aus dem Anstieg bei den Packungszahlen sei nicht hinnehmbar, so Schmidt.
Als Pilotprojekt für zusätzliche Honorare wurde auch die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) besprochen. Wenn solche Projekte die Versorgung verbesserten, seien die Kassen auch bereit, dafür zu bezahlen, so von Stackelberg. „Das muss ARMIN beweisen.“ Bei der Auswertung forderte er aber verlässliche Zahlen: „Ich kann nur hoffen, dass Sie in Ihrer Studie auch harte Endpunkte nennen“, sagte der GKV-Vize.
Schmidt ist in diesem Punkt sehr gelassen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die AOK Plus auf Abenteuer einlässt.“ Mit dem Projekt sieht er die Apotheker im Trend. Er erwartet, dass sich schon bald weitere Kassen für das Modell entscheiden werden.
Schmidt betonte, dass das Aufdecken von Interaktionen keine EDV-Herausforderung sei. „Es wäre unprofessionell, dabei auf Software zu verzichten, aber das löst noch keine Probleme.“ Wechselwirkungen richtig einzuordnen und mit dem Patienten zu besprechen, sei Aufgabe von Arzt und Apotheker.
Dittmar – selbst Hausärztin – sieht das Arzneimittelmanagement eher in der Apotheke: Nachfragen zu ihrer Medikation besprächen die meisten Patienten lieber mit ihrem Apotheker, weil sie den Arzt im direkten Kontakt nicht hinterfragen wollten.