Adexa: ABDA hat ein Sachsen-Problem Alexander Müller, 04.02.2014 13:15 Uhr
Die Apothekengewerkschaft Adexa hat im Rahmen der Leitbild-Debatte erneut auf den fehlenden Tarifvertrag in Sachsen hingewiesen. „Die Außenwirkung gegenüber der Politik wäre besser, wenn sich alle Apotheker an einen Tarifvertrag halten würden“, sagte die Vorsitzende Barbara Neusetzer. Sie hofft auf ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, der sich das Leitbild „auf die Fahne geschrieben habe“ und selbst aus Sachsen kommt.
Laut Umfragen der Gewerkschaft werden Angestellte in sächsischen Apotheken heute deutlich schlechter bezahlt als in anderen Bundesländern. „In Sachsen gibt es Lohndumping“, so Neusetzer. Die Beschäftigten arbeiteten zum Teil unter dem geplanten gesetzlichen Mindestlohn.
Damit hat aus Sicht der Gewerkschaft auch die ABDA ein Glaubwürdigkeitsproblem: Unter diesen Umständen könnten die Standesvertreter bei der Politik kaum ein neues Honorarsystem für Rezepturen oder Betäubungsmittel (BtM) einfordern. Wenn sich die Apotheker mit dem Leitbild neue Maßstäbe setzten, könne das in der Praxis nur mit motivierten Mitarbeitern funktionieren, so Neusetzer. Dazu gehöre eine angemessene Bezahlung.
Neusetzer erwartet von ABDA-Präsident Schmidt ein Handeln: Ziel der Leitbilddebatte sei immerhin auch, dass sich Schulabgänger vermehrt für ein Pharmaziestudium entscheiden. „Wenn das erreicht werden soll, dann muss sich in Sachsen auf jeden Fall etwas ändern“, so Neusetzer.
Neusetzer hat Schmidt auf die Situation in seinem Heimatland angesprochen. Auch wenn sich dieser als sächsischer Kammerpräsident nicht in die Verhandlungen der Tarifpartner einmischen werde, hofft sie auf seinen Einfluss beim Sächsischen Apothekerverband (SAV). Immerhin war Schmidt selbst ab 1994 im Verbandsvorstand und ab 1998 sogar Vize, bevor er die Gelegenheit nutzte, um 2002 als Kammerpräsident zu kandidieren.
Der SAV war 1997 aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) ausgetreten. Seitdem gilt die Tarifbindung für sächsische Verbandsmitglieder nicht mehr. Das Argument von damals – ein hoher Anteil an Pharmazieingenieuren unter den Beschäftigten – greift laut Neusetzer heute nicht mehr. Bundesweit gebe es nur noch rund 7000 Angestellte mit dieser „aussterbenden“ Ausbildung.
Mit dem ADA verhandelt die Adexa derzeit einen neuen Rahmenvertrag. Ein neuer Gehaltstarifvertrag wurde im vergangenen Jahr für zwei Jahre vereinbart und sieht eine weitere Erhöhung um 1,5 Prozent zum 1. Juli vor.
Nicht betroffen sind jeweils die Apotheken in Nordrhein. Hier verhandelt die Adexa getrennt mit der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) – aktuell über einen neuen Gehaltstarifvertrag.