ABDA-Datenpanel

Apothekenbote kommt mehrmals am Tag Lothar Klein, 04.10.2019 10:05 Uhr

Berlin - 

Das ABDA-Datenpanel geht in die zweite Runde, 330.000 Euro will die ABDA in die Weiterentwicklung investieren. Die Apotheken erhalten gerade die Umfragebögen; dabei stellt die ABDA auch Ergebnisse aus der ersten Befragung vor. 2018 hatten sich 1326 Apothekenleiter beteiligt, das sind knapp 7 Prozent. Wenig überraschend liegen die umsatzstärksten Apotheken in Städten. Fast ein Drittel der Apotheken gab an, mehrmals am Tag Arzneimittel per Botendienst auszufahren.

Insgesamt werden Botendienste von fast allen Apotheken (96,7 Prozent) durchgeführt, ergab das erste ABDA-Datenpanel. Davon gaben 56,5 Prozent an, den Boten einmal am Tag loszuschicken. Weitere 31,5 Prozent bieten den Botendienst allerdings mehrmals am Tag an. Knapp 11 Prozent gaben an, ihren Kunden nur zwei- bis dreimal pro Woche Medikamente nach Hause zu liefern. Und nur 1,1 Prozent bieten entweder nur einmal wöchentlich oder gar keinen Botendienst an. Stadt-, Umland- und Landapotheken unterscheiden sich dabei nur unwesentlich.

Abgefragt wurde auch die im Botendienst zurückgelegte Entfernung. Ein großer Anteil der Botendienste findet im Umkreis von bis zu zehn Kilometern statt, eine weitere Gruppe liefert im Umkreis von 15 Kilometern. Hier unterschieden sich Stadt- und Landapotheken naturgemäß deutlich: In städtischen Gebieten werden die meisten Botendienste in einer Entfernung bis zu zehn Kilometern gefahren, auf dem Land werden regelmäßig auch Botendienste von mehr als 20 Kilometer geleistet. Dagegen fahren nur weniger 10 Prozent der Stadtapotheken mehr als 20 Kilometer im Botendienst.

Laut ABDA-Datenpanel betrug im Jahr 2017 der durchschnittliche Apothekenumsatz 2,33 Millionen Euro. Im regionalen Vergleich schneiden die Stadtapotheken besser ab: In Städten über 100.000 Einwohner lag der Apothekenumsatz bei 2,41 Millionen Euro. An zweiter Stelle liegen Landapotheken in Regionen mit weniger als 100 Einwohnern pro Quadratkilometer mit 2,32 Millionen Euro. Mit 2,21 Millionen Euro Umsatz folgen die Umlandapotheken in Regionen mit mehr als 100 Einwohner pro Quadratkilometer. Fast die Hälfte der Apotheken, die sich am ABDA-Datenpanel beteiligten, waren im Umland angesiedelt, gut 28 Prozent in einer Stadt und knapp 22 Prozent auf dem Land.

Immer noch steht in fast jeder Apotheke ein Faxgerät. Auf die Frage nach der Mediennutzung gaben 99,2 Prozent der Apotheken an, Geschäftsunterlagen zu faxen. 98,6 Prozent nutzen Telefon und ebenfalls 98 Prozent E-Mails. 89 Prozent gaben an, eine Homepage zu besitzen. Bei den sozialen Medien sinkt die Teilnahmequote deutlich: 29,2 Prozent der Befragten nutzen Facebook, knapp 15 Prozent WhatsApp und nur 1 Prozent nutzen Twitter. In der Nutzung von Facebook unterscheiden sich laut ABDA-Datenpanel die drei Gruppen nur wenig. Allerdings nutzen mit 32,2 Prozent der Stadtapotheken fast doppelt so viele WhatsApp wie Landapotheken (16,4 Prozent).

Abgefragt wurde auch das Dienstleistungs- und Serviceangebot: Blutdruckbestimmung wird danach von fast jeder Apotheke angeboten (96,7 Prozent). Ein Medikationsgespräch bieten knapp 86 Prozent der Apotheken an. Bei 74,1 Prozent der Apotheken können sich Kunden den Body-Masse-Index (BMI) bestimmen lassen. 73 Prozent der Apotheken führen eine Reiseberatung durch und 68,6 Prozent der Apotheken bieten die Blutzuckerbestimmung an. Aber nur 7,7 Prozent bieten die Bestimmung des Peak-Flow an. Fast zwei Drittel der Apotheken vereinbaren für diese Dienstleistungen einen Termin.

Abgefragt werden in diesem Jahr erneut Strukturdaten etwa zu Personal, Absatz und Umsatz der Apotheke sowie Dienstleistungen wie Botendienst, Nacht- und Notdienste, Rezeptsammelstellen, Versandhandel bis hin zu Kosten und Warenwirtschaft. „Am ABDA-Datenpanel kann jeder Apothekeninhaber beziehungsweise Apothekenleiter (m/w) einer öffentlichen Apotheke in Deutschland teilnehmen“, heißt es in einem Rundschreiben an die Mitgliedsorganisationen. Gefragt wird auch nach der Häufigkeit der Nacht- und Notdienst, deren Dauer und wie viele Patienten versorgt wurden. Wie im Vorjahr erhalten die am ABDA-Datenpanel teilnehmenden Apotheker in diesem Jahr wieder eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 45 Euro.

Durchgeführt wird das Datenpanel erneut vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI). Das zuvor von der Treuhand Hannover erstellte Datenpanel zur Lage der Apotheken sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussion und wurde von der Politik schließlich nicht akzeptiert. In diesem Zuge wurde bereits in der Präsentation die „typische Apotheke“ als Referenz gegen eine durchschnittliche Apotheke getauscht. Die jahrelangen Debatten um die auf die eigenen Zahlen gestützten ABDA-Forderungen nach Honorarerhöhungen veranlassten das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) dann zur Vergabe des 2hm-Gutachtens.

Mit dem Wechsel des Anbieters versucht die ABDA, Vertrauen zurückgewinnen: Den Datenschwenk zum ZI begründet die ABDA mit der „langjährige Erfahrung in der Durchführung eines Datenpanels“ und dem damit verbundenen „notwendigen Know-how“. Besonders im Hinblick auf den Datenschutz besitze das ZI „eine gesicherte Routine in der Umsetzung“. Die Mitarbeiter des ZI seien auf die Wahrung der Vertraulichkeit der Daten geschult und verpflichtet.

Einige Apotheken kritisieren das ABDA-Datenpanel als zu aufwändig und zeitintensiv. Die von der ABDA angegebene Bearbeitungszeit von maximal 45 Minuten reicht offenbar nicht aus: Der betriebswirtschaftliche Teil sei deutlich aufwändiger auszufüllen, findet beispielsweise Apothekerin Dr. Anke Tanneberge von der St. Marien-Apotheke in Freiberg. Eigentlich müssten dazu die Steuerberater hinzugezogen werden, sonst bestehe die Gefahr von Fehlangaben sowie fehlenden Daten, wenn die Inhaber die Daten selbst eingeben.

Auch ABDA-Präsident Friedmann Schmidt hatte mit dem ersten Datenpanel so seine Schwierigkeiten: „Das Datenpanel ist umständlich, ich habe es abgebrochen“, so der ABDA-Präsident vor einem Jahr. Teilweise sei es nur schwer möglich, die Daten für die Beantwortung zu beschaffen, berichtete Schmidt über seine Erfahrungen. Es gebe „erheblichen Nachbesserungsbedarf“. Geändert wurde die Struktur der Umfrage aber nicht.