Apothekenbetriebsordnung

Dobbert attackiert Kiefer und Schmidt

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Potsdam -

Die Apotheker in Brandenburg sind seit langem dafür bekannt, mit Kritik an der eigenen Standesvertretung offensiv umzugehen. Zuletzt war die Kammer mit ihrer Umfrage zur Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) vorgeprescht. Bei der heutigen Kammerversammlung in Potsdam griff Kammerpräsident Jens Dobbert ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer harsch an und warf ihnen Untätigkeit vor. Dobbert kritisierte auch die Geschäftspraktiken des neuen BAK-Präsidenten. Gestärkt durch eine Mitgliederumfrage verabschiedet die Kammerversammlung zur Stunde mehrere Anträge zum Deutschen Apothekertag (DAT), in denen die Überarbeitung der ApBetrO gefordert wird.

Dobbert stellte klar, dass die Kammer die ApBetrO nicht komplett erneuern wolle. Sie stärke nämlich die Funktionen des Apothekers durch neue Aufgaben und Kompetenzen. Durch einen Zuwachs an Bürokratie hindere sie die Pharmazeuten aber daran, die neuen pharmazeutischen Herausforderungen anzupacken. „Der akademische Beruf des Apothekers tendiert zum Büroangestellten“, so Dobbert.

Der Kammerpräsident kritisierte insbesondere die in der ApBetrO festgehaltene Barrierefreiheit. Diese gehöre nicht in eine ApBetrO, sondern in die Bauordnung. Zudem sei die Defektur nach den Neuerungen „tot“. In Absprache mit den Ärzten gäben viele Kollegen nur noch Fertigarzneimittel ab. Auch die durch die QMS-Pflicht entstehende Mehrarbeit stört Dobbert.

Von der ABDA fühlt sich Dobbert allein gelassen. Schmidt sei trotz seiner Aussagen über die Larmoyanz der Apotheker und über „kleine Buden“ zwar der „richtige Mann“ für den Job. Dobbert monierte aber, dass Schmidt auf dem Sächsischen Apothekertag gesagt habe, man solle keine Debatte über „Randaspekte der ApBetrO“ führen.

„Lieber Friedemann Schmidt, diese 'Randaspekte' hindern uns bei der Umsetzung der Verordnung“, so Dobbert. In der ABDA würden kritische Diskussionen über die ApBetrO abgewürgt.

Noch heftiger fiel die Kritik an Kiefer aus. Mehrfach zitierte Dobbert Kiefers Aussage „Wir tun nicht Nichts“. „Unser BAK-Präsident weicht den Problemen aus“, so Dobbert. Schon sehr früh habe er Kiefer kontaktiert, um ihm seine Kritik an der ApBetrO mitzuteilen. In Medienberichten habe der BAK-Präsident zwar angegeben, sich mit der Kammer in Brandenburg in Verbindung gesetzt zu haben. Dobbert dazu: „Bei mir und in der Geschäftsstelle hat er sich bis heute nicht gemeldet.“

Dobbert griff auch die Geschäftspraktiken des BAK-Präsidenten an. Insbesondere über die Aussage Kiefers, dass ein eigener Herstellbetrieb – wie Kiefer ihn selbst betreibt – eine „Idee für die Zukunft der Apotheke“ sei, zeigte Dobbert sich „erschreckt“.

Schließlich zeigte Dobbert einen Ausschnitt der Versandapotheke Kiefers Sophien24.de, auf der OTC-Präparate mit bis zu 30 Prozent Rabatt angeboten werden. „Ich kann mir das nicht leisten. Anscheinend geht es ihm nicht um den heilberuflichen Aspekt des Apothekers, sondern den Kaufmann.“ Dobbert forderte Kiefer auf, sich kritisch mit der ApBetrO auseinanderzusetzen. „Wenn sie diesen langsamen Weg der BAK weitergehen, könnten Sie viele Apotheker in Deutschland verlieren.“

In seiner Rede thematisierte Dobbert auch seinen Brief an Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Im vergangenen Jahr hatte sich der LAK-Präsident an Platzeck gewendet, um sich über die Anpassung des Fixhonorars um 25 Cent und die Erneuerung der ApBetrO zu beschweren. Wegen des Briefes und seiner Kritik an der ApBetrO sei er in den vergangenen Monaten auch aus der ABDA-Spitze „misstrauisch angeschaut und geschnitten“ worden. „Mir wurde sogar unterstellt, ABDA- oder BAK-Präsident werden zu wollen.“

Trotz des Gegenwindes will die LAK Brandenburg ihren Kampf für eine Überarbeitung der ApBetrO weiterführen. Dobbert fühlt sich durch „zahlreiche Briefe und Mails“ von Apothekern gestärkt. Auch die Mitgliederbefragung zur ApBetrO ermuntere ihn, weiterzumachen.

Die Kammer hatte ihre Mitglieder zur ApBetrO befragt. Von 589 brandenburgischen Apotheken haben sich 346 beteiligt, das entspricht einem Rücklauf von rund 59 Prozent. 340 Befragte gaben an, die Kammer bei ihrem Vorhaben hinsichtlich der ApBetrO weiterhin zu unterstützen.

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