Apothekenbesuch

Groß (SPD): Tendenz zum Online-Handel

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Berlin -

Seitdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2016 entschieden hat, dass ausländische Versandapotheken Rx-Boni gewähren dürfen, sehen auch die Apotheker im Kreis Recklinghausen die Arzneimittelversorgung vor Ort gefährdet. Hierüber sprachen nun drei Apotheker der Region im Ruhrgebiet mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Groß aus dem Wahlkreis Recklinghausen II in Marl. Kein leichtes Unterfangen – da die Bundes-SPD kürzlich erst das Rx-Versandverbot als Antwort abgelehnt hat.

Mit Groß trafen sich die Apotheker Christian Zeidler, Inhaber der Alte Apotheke in Datteln, Anne Schmitz von der Glückauf-Apotheke ebenfalls in Datteln und Irini Zervas, Inhaberin der Quellberg-Apotheke in Recklinghausen. Für die Apotheken vor Ort gelten nach wie vor einheitliche Abgabepreise. „Und das ist auch gut so. Die Arzneimittelpreisverordnung schützt die Patienten vor willkürlicher Preisfestsetzung beispielsweise bei starken Schmerzen in der Nacht“, betonte Anne Schmitz, Vertrauensapothekerin im Kreis Recklinghausen. „So ist das allerdings kein fairer Wettbewerb.“

Die Apotheke vor Ort sei wesentlich mehr, als nur „Schubladenziehen“, erläuterte der Dattelner Apotheker Zeidler. „Nacht- und Notdienste, eine aufwändige individuelle Rezepturherstellung sowie die Versorgung schwerstkranker Patienten mit Betäubungsmitteln sind äußerst wichtig für die Menschen vor Ort. All dies leisten keine Versandapotheken, die picken sich nur die Rosinen heraus.“

SPD-Parlamentarier Groß versicherte, die Sorgen der Apotheker ernst zu nehmen. Auch er lege großen Wert auf die Versorgungssicherheit und setze sich für die Arzneimittelversorgung in der Fläche ein. „Es gilt jedoch zu beachten, dass eine zunehmende Tendenz zum Online-Handel besteht. Die Frage ist, ob wir das stoppen wollen“, so Groß.

Apothekerin Irini Zervas fand hierauf eine klare Antwort: „Wir brauchen den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nicht. Jede Apotheke hat heutzutage einen Botendienst, das heißt jedes Arzneimittel ist binnen weniger Stunden beim Patienten. Dabei erhält der Patient eine individuelle Beratung von Mensch zu Mensch. Für abgelegene Wohngebiete haben wir Rezeptsammelstellen eingerichtet. Daher gibt es keine weißen Flecken auf der Landkarte, die auf anderem Wege versorgt werden müssten.“

Auf die Frage, warum die SPD Gröhes Gesetzesvorschlag zum Rx-Versandverbot nicht unterstütze, erläuterte Groß: „Wir befinden uns derzeit in der Diskussion und haben noch nicht abschließend entschieden. Die SPD auf Landesebene hat sich klar zum Versandhandelsverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln positioniert, was wir ebenfalls in die Überlegungen mit einbeziehen.“ Groß versprach, die Argumente aus dem ausführlichen Gespräch mit nach Berlin zu nehmen und in die Diskussion einfließen zu lassen. Apotheker und Politiker haben vereinbart, dass Groß einen Tag als Praktikant in einer Apotheke verbringen wird. Es gelte, weitere Einblicke zu gewinnen und im Gespräch zu bleiben.

In Interview mit der Rheinischen Post bekräftigte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) nochmals ihr Nein zum Rx-Versandverbot. Es sei befremdlich in Zeiten des Wachstums des Internethandels, ein Verbot für den Versand von Rx-Arzneimitteln auszusprechen. Nach allen vorliegenden Untersuchungen gehe man im BMWi nicht davon aus, dass „durch den Onlinehandel mit Arzneien Apotheken wegsterben“. Dafür gebe es keine Belege. „Nicht Umsonst ist die Apotheken-Umschau die meistgelesene Zeitung in Deutschland“, sagte Zypries.

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