Apothekenzahlen

Apotheken: Wirtschaftliche Depression wächst weiter

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Berlin -

Ob beim Personal, der Ausbildung oder den Investitionen und den Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken – in den kommenden Jahren drückt die Mehrzahl der deutschen Apotheker auf die Bremse und sieht sich auf der Verliererstrecke. Das geht aus dem neuen ABDA-Jahrbuch hervor, das jedes Jahr anlässlich des Tags der Apotheke am 7. Juni veröffentlicht wird.

Die ABDA erfasst seit 2016 neben den messbaren betriebswirtschaftlichen Daten auch die Zukunftsaussichten und Erwartungen der Apothekeninhaber in Deutschland. Die jetzt vorliegende Auswertung beruht auf der Befragung, die nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) im Oktober 2016 zur Nichtgeltung der Arzneimittelpreisverordnung für ausländische Versandhändler durchgeführt wurde.

Besonders bei Apotheken mit bis zu fünf Angestellten oder schwachen Umsätzen sehen die Pharmazeuten pessimistisch in die Zukunft. Fast 57 Prozent aller Apotheker planen in den kommenden zwei bis drei Jahren keine Neueinstellungen. Allerdings wollen fast 90 Prozent ihr Personal halten und nicht entlassen. Mehr als die Hälfte in der Branche bildet nicht mehr aus, bei großen Apotheken ist es jede dritte.

Genauso eingefroren ist die Bereitschaft zu Investitionen in den kommenden drei Jahren. Insgesamt wollen hier 45 Prozent kein Geld anfassen, bei den Apothekern Ü50 sind es 52 Prozent. Bei jedem vierten Pharmazeuten ist die Bereitschaft da, in Umbauten und EDV zu investieren, bei den Ü50-Kollegen liegen die Werte um die 21 Prozent.

Nach der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der Branche gefragt, ist der Optimismus auch nicht besonders groß. Waren 2016 nur 0,4 Prozent der Meinung, dass es „deutlich besser” wird, sind das 2017 0,5 Prozent. Jedoch: „Etwas besser” gaben 9,5 Prozent an und 2016 immerhin noch 11,6 Prozent. Keine Änderung erwarten fast 26 Prozent und damit 11 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. „Etwas schlechter“ befürchten 45 Prozent der Apotheker (2016: 39 Prozent). Die Zahl derjenigen, die deutlich schlechtere wirtschaftliche Ergebnisse erwarten, hat sich von 12 auf 20 Prozent fast verdoppelt. Insgesamt schätzen also 63 Prozent die Entwicklung ihrer Branche in den kommenden Jahren als etwas bis deutlich schlechter ein.

Beantworten die Apotheker diese Frage nicht allgemein, sondern auf ihre eigene (Haupt-) Apotheke bezogen, fallen die Prognosen besser aus. „Deutlich besser” prognostizieren 3,3 Prozent der Apotheker die Entwicklung in ihrem Geschäft (bei den Kleinstunternehmen bis zu fünf Beschäftigten ebenfalls 3,3 Prozent). Bei „etwas besser” (22,6 zu 18,3 Prozent) und „unverändert” (33,2 zu 26,4 Prozent) sind die Abstände nicht so groß. Bei den negativen Kategorien werden die Abstände größer. Hier sehen 32 Prozent der Apotheker die Entwicklung „etwas schlechter”, 9 Prozent „deutlich schlechter”. Bei den Kleinstapothekern liegen die Werte bei 42 und 10 Prozent.

Die ABDA hat in ihrer Erhebung auch gezielt nach dem EuGH-Urteil vom Oktober 2016 gefragt, inwieweit dies die betriebswirtschaftlichen Entscheidung seitdem negativ beeinflusst. Bei Investionen sind es 56 Prozent (61 Prozent bei Apotheken in Regionen mit weniger als 5000 Einwohnern). Beim Personal sind es 34/37 Prozent, bei der Ausbildung 19/32 und 37/29 Prozent gaben an, dass die EuGH-Entscheidung keinen Einfluss auf diese drei Bereiche hatte.

Im Ausbildungsbereich suchen zwar immer mehr Apotheker qualifiziertes Personal, gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, auszubilden. Im Verhältnis „Insgesamt/große Apotheken” nehmen demnach 12/23 Prozent Pharmaziepraktikanten, 15/30 Prozent PTA, 20/37 PKA und 19/34 Prozent Schülerpraktikanten. 54/32 Prozent bilden überhaupt nicht aus.

Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Unwägbarkeiten kommt für die Babyboomer-Generation unter den Apothekern noch die Angst dazu, bei Eintritt in den Ruhestand für die Apotheke keinen adäquaten Nachfolger zu finden. Bei Apothekern mit einem Jahresumsatz unter 1 Million gehen 51 Prozent davon aus, keinen Nachfolger zu finden. Bei Apotheken mit größeren Umsätzen sind das 14 Prozent. Nur jeder dritte Kleinstapotheker rechnet mit Interessenten, bei den größeren Geschäften sind das 46 Prozent.

Abschließend nach den gesundheitspolitischen Themen gefragt, die in den kommenden zwei bis drei Jahren wichtig sind steht der Erhalt der Arzneimittelpreisverordnung mit 84 Prozent (2016: 74 Prozent) ganz oben. Danach folgen stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen (72 Prozent) und Bürokratieabbau (68 Prozent).

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