Kommentar

Apotheken und Monopolinseln

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Apotheken und Wasserwerke. Zwei geradezu atomisierte Märkte sind im Zielkreuz der Monopolkommission. Verhält sich die Monopolkommission zu Monopolen etwa wie die EU-Kommission zur EU? Als ein Gremium, das für die Oligopolbildung auf allzu kleinteiligen Märkten zuständig ist. „Inseln von Monopolen“ beziehungsweise „6000 Monopole in Deutschland“ sieht der Chef der Monopolkommission, Professor Dr. Justus Haucap, in der Wasserversorgung. Und die Apotheken konkurrierten auch nur über Pröbchen und Zeitschriften.

Wettbewerb sei kein Selbstzweck, sagte Haucap unlängst im APOTHEKE ADHOC Video-Interview. Doch wieder einmal blickt die Monopolkommission nur durch die Wettbewerbsbrille auf die Arzneimittelversorgung. Und so „erinnert“ sie die Regierung an ihre alte Forderung nach Apothekenketten. Misstrauische Menschen könnten unterstellen, die Monopolkommission schaffe sich ihren eigenen Bedarf.

Um Kleinmonopole zu brechen, wollen die Ökonomen das gesamte System umkrempeln - ohne Rücksicht auf das Solidarprinzip oder eine gleichbleibende flächendeckende Versorgung. Dabei wissen die Experten selbst noch nicht, wie sie lokale Kartelle von Apothekenketten verhindern wollen.

Doch der Dauerbrenner reicht diesmal nicht: Apotheken sollen selbst entscheiden, wie viel sie den Patienten künftig für ihre Versorgung abknöpfen wollen, maximal aber das derzeitige Honorar von 8,10 Euro (!). Wirklich kranke Menschen könnten Haucap zufolge nach wie vor in die nächstbeste Apotheke stolpern und - hier passt das Wort - notfalls einen höheren Preis bezahlen. Chroniker würden sich dagegen ihren Discounter suchen.

Das neue Werk der Kommission heißt „Mehr Wettbewerb, weniger Ausnahmen“. Haucap hätte es in Anlehnung an die drei Kernthemen Gesundheit, Arbeit und Wasserversorgung gerne „Blut, Schweiß und Tränen“ genannt, verriet er. Mit diesen großen Worten hatte Winston Churchill das britische Volk 1940 auf die bevorstehenden Leiden des Zweiten Weltkriegs eingestimmt.

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