In Niedersachsen suchen Politik, Ärzte und Apotheker nach einer Lösung für die Engpässe beim Grippeimpfstoff. Die Ärzte appellieren an die Bevölkerung, Risikogruppen den Vortritt zu lassen. Und Apothekerkammer und -verband fordern die Mitglieder auf, eventuelle Restbestände an die Praxen auszuliefern.
In der vergangenen Woche hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) behauptet, dass nach wie vor Vorräte an Grippeimpfstoff in Apotheken und bei Arztpraxen vorhanden seien. Vor Ort sieht die Lage anders aus: In Niedersachsen erhielt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zuletzt verstärkt Meldungen von Arztpraxen, dass Grippeimpfstoff fehlt. Apotheken in zahlreichen Städten und Gemeinden meldeten zudem, dass auf absehbare Zeit auch keine Bestellungen mehr entgegengenommen werden könnten.
In Absprache mit dem Gesundheitsministerium in Hannover haben Apothekerkammer und -verband ihre Mitglieder daher noch einmal aufgerufen, keine Impfstoffe zu bunkern: „Sofern Sie in Ihrer Apotheke noch Grippeimpfstoffe vorrätig haben, setzen Sie sich bitte mit den Ärzten in Verbindung, damit insbesondere die Risikogruppen geimpft werden können.“
Die KV rief zu Solidarität auf und forderte, dass schwerpunktmäßig Menschen im Alter über 60 Jahren, chronisch Kranke oder Schwangere geimpft werden. Die geplanten 2,5 Millionen Impfdosen reichten nicht einmal aus, um ein Drittel aller Menschen in Niedersachsen zu impfen, sagte Carsten Gieseking, Vorsitzender des Fachausschusses hausärztliche Versorgung.
Das niedersächsische Gesundheitsministerium sei gefordert, die Reserve des Bundes für die Praxen zeitnah zur Verfügung zu stellen, sagte KV-Vize Jörg Berling. „Wie und wann diese Lieferungen Niedersachsen erreichen werden, wissen wir nicht. Es heißt, im November oder Dezember.“
In der Corona-Pandemie war verstärkt zur Grippeschutzimpfung aufgerufen worden; dies hatte laut KV zu einem wahren Run auf die Praxen geführt. Viele bekamen den Unmut der Bürger zu spüren, weil Impfstoff fehlt.
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