Die Bundesärztekammer (BÄK) hat sich gegen den Plan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausgesprochen, bestimmte Vorsorgeuntersuchungen auch in Apotheken durchführen zu lassen. „Apotheken sind von großer Bedeutung für die qualifizierte Versorgung mit Arzneimitteln. Sie sind aber keine ‚Arztpraxen to go‘“, sagte Präsident Klaus Reinhardt. „Das muss die Politik endlich verinnerlichen.“
„Die Politik will seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagern. Impfungen in Apotheken, sogenannte pharmazeutische Dienstleistungen durch Apotheker, assistierte Telemedizin und jetzt ärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken sind nichts anderes als teure Parallelangebote, die einen Besuch beim Arzt und die ärztliche Präventionsberatung niemals ersetzen können“, so Reinhardt.
Schon zahlenmäßig könnten die knapp 19.000 Apotheken im Vergleich zu rund 150.000 Haus- und Facharztpraxen nur einen geringen Beitrag zur Vorsorge leisten. Noch mehr Menschen ließen sich womöglich durch gezielte Aufklärung und Information erreichen. „Hier sollten Politik und Kostenträger ansetzen, statt Geld für Apothekenleistungen aufzuwenden, die keinen Ersatz für die ärztliche Tätigkeit bieten können.“
Eine ärztliche Vorsorgeuntersuchung sei mehr als ein Laborbefund oder ein Blutdruckwert. „Von der Anamnese über Diagnostik und Differenzialdiagnostik bis zur Therapie haben Ärztinnen und Ärzte immer einen ganzheitlichen Blick auf einen Menschen. Oft kommen beim Vorsorgegespräch gesundheitliche Probleme zu Tage, die man mit Messungen allein nicht erfassen kann“, so Reinhardt. „Das wird den Menschen beim schnellen Apothekencheck vorenthalten. Besonders trifft es diejenigen, bei denen die Messwerte unauffällig sind und denen dann suggeriert wird, ein Besuch beim Arzt sei überflüssig.“
„Wenn es die Politik ernst damit meint, mit dem geplanten Vorbeugemedizingesetz die großen Volkskrankheiten wie Adipositas, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Skelett-Erkrankungen wirksam zu bekämpfen, brauchen wir dafür durchdachte Strategien über das Gesundheitswesen hinaus, so wie ausreichend und langfristig ausgelegte finanzielle Mittel. Ärzteschaft und Politik sollten hier gemeinsam entsprechende Konzepte entwickeln. Wir haben dazu die Expertise und wir sind gerne bereit, diese frühzeitig in die Gesetzesinitiative einzubringen.“
Lauterbach plant, dass Vorsorgeuntersuchungen zu Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes künftig auch in Apotheken gemacht werden können und diese dafür honoriert werden. Sind die dort gemessenen Werte dann auffällig, soll der Patient zum Hausarzt gehen. Gerade für jüngere Menschen würde dadurch die Hemmschwelle sinken, sich durchchecken zu lassen, begründete er den Vorstoß.
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