Apothekenpraktikum

Bertram (CDU): Apotheke oder Telemedizin Lothar Klein, 11.02.2016 17:38 Uhr

Berlin - 

Bei einem Praktikum in der „Fredener Apotheke“ der gleichnamigen Gemeinde im Landkreis Hildesheim hat sich die Bundestagsabgeordnete Ute Bertram (CDU) für den Erhalt von Apotheken mit einem kompletten Leistungsangebot ausgesprochen. Zugleich sollten sich die Patienten aber darauf einstellen, dass man neue Wege der Versorgung gehen müsse, wenn sich das dörfliche Netzwerk wegen demographischer Probleme ändere. Sie denke dabei an die Möglichkeiten der Telemedizin, sagte Bertram, die für die Union im Gesundheitsausschuss des Bundestages sitzt.

Eingeladen worden war Bertram von Apothekerin Aline Faass zu einem Praktikum. Einen halben Tag verbrachte die Abgeordnete in der Apotheke. Bei einem Rundgang ließ sie sich die unterschiedlichen Arbeitsplätze zeigen und sprach mit den Mitarbeiterinnen über ihre täglichen Aufgaben. Bertram zeigte sich nach Angaben der Apothekerkammer Niedersachsen beeindruckt, welche Tätigkeiten Apotheker „neben“ ihren Kernaufgaben, der Beratung von Patienten und der Rezepturherstellung, leisten müssen.

Anlass für ihren Besuch in der Fredener Apotheke war auch für Bertram die aktuelle Retax-Diskussion. „Hier muss gehandelt werden. Die Apotheker geben die Medikamente ordnungsgemäß ab und müssen dafür auch ordnungsgemäß bezahlt werden. Dass allein wegen eines fehlenden Kreuzes oder Arzt-Vornamens auf dem Rezept die Vergütung nicht bezahlt wird, ist für mich nicht verständlich“, so die CDU-Politikerin.

Bertram ließ sich von Faass auch die von der Kammer angebotene Athina-Schulung erklären. Faass stellte ihr den Ablauf der Medikationsanalyse vor und erklärte, warum diese intensive Betreuung der Patienten so wichtig ist: „In meine Apotheke kommen vor allem ältere Menschen, die bis zu acht und mehr Medikamente einnehmen. Irgendwann haben sie die Übersicht verloren und wissen nicht mehr, wann sie die weißen oder braunen Tabletten einnehmen müssen und wie oft. Sie brauchen dringend Hilfe, damit sie ihre Gesundheit nicht gefährden.“

Für Bertram liegt die Lösung in der elektronischen Gesundheitskarte (eGK): „Auf der Karte werden künftig alle Arzneimittel in einem elektronischen Medikationsplan erfasst.“ So hätten Arzt und Apotheker die gesamte Medikation des Patienten immer im Blick und könnten die Therapie besser überwachen.

Anders als Bertram setzt Faass zur Sicherung der ländlichen Versorgung nicht auf Telemedizin. Die Apothekerin wünscht sich für ihren Ort eine Stärkung der bestehenden und funktionierenden wohnortnahen Strukturen, die nicht nur an ihrem wirtschaftlichen Erfolg gemessen werden dürften. Schließlich sei die Gesundheiterhaltung und Gesundheitsförderung eine Gemeinwohlaufgabe von hohem Rang.

Faass bewertet den Besuch positiv. Es sei wichtig, dass Politiker sich mehr mit Apothekenthemen beschäftigten. Insbesondere Politiker ohne Ausbildung in einem Gesundheitsberuf könnten sich mit den Leistungen und den Kompetenzen einer Apotheke vertraut machten.