Haleon-Report zu „Self-Care"

Apotheken: Die Selbstfürsorge-Zentren des Systems

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Berlin -

Apotheker sind „die VIPs des Gesundheitswesens“, heißt es in einem Report zur Self-Care-Unterstützung in Europa von Haleon (ehemals GSK). Durch eine Weiterentwicklung der Apotheken zu „Self-Care-Mittelpunkten“ sei es möglich, Ressourcen an anderer Stelle im Gesundheitssystem freizusetzen.

Der Report „Redefining the role of Self-Care in Europe“ wurde von Haleon in Auftrag gegeben und vom Life Sciences- und Gesundheitsberatungsunternehmen Vintura erstellt. Die Analysen erfolgten zwischen Mai und Dezember 2021, wobei Erkenntnisse aus einer Literaturstudie und Sekundärforschung mit zwei Diskussionsrunden mit relevanten Stakeholdern aus nationalen, europäischen und globalen Organisationen kombiniert wurden. Daraus ergaben sich zehn politische Empfehlungen, diese zielen unter anderem auf die Stärkung der Rolle der Apotheker:innen ab.

Selbstfürsorge fördern

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert „Self-Care“ als „die Fähigkeit von Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften, die Gesundheit zu fördern, Krankheiten vorzubeugen, die Gesundheit zu erhalten und mit Krankheiten und Behinderungen umzugehen – dies mit oder ohne Unterstützung durch medizinisches Personal“, dabei spielen die Apotheken eine zentrale Rolle.

Aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen sind neben Fachkräftemangel und den Auswirkungen von Covid-19 auch ein zunehmendes Alter der europäischen Bevölkerung: 2050 werden laut Report etwa 30 Prozent der europäischen Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein, in dieser Altersgruppe werden 37 Prozent mindestens zwei chronische Krankheiten haben.

Um sich diesen Herausforderungen stellen zu können, solle die Selbstfürsorge gefördert werden. Dafür müsse der Zugang zu Apotheken und die Verbesserung der Gesundheitsbildung in den Mittelpunkt gestellt werden. „80 Prozent der Europäer erkennen, dass sie für ihre Gesundheit selbst verantwortlich sind – und sind auch dazu bereit, sich zu kümmern – aber nur 20 Prozent fühlen sich dabei auch sicher genug“, so Filippo Lanzi, President EMEA & LatAm bei Haleon. „Wir sind der Auffassung, dass Apotheker in einer sehr guten Position sind, um sich für eine weit verbreitete Selbstfürsorge in der Gesellschaft einzusetzen. Sie spielen bereits jetzt eine wichtige beratende Rolle für die Gesundheit im Alltag und das Wohlbefinden der Menschen.“

Niedrigschwellige Gesundheitschecks

Laut Report sind Apotheken die am weitesten verbreitete Gesundheitseinrichtung in Europa, 58 Prozent der Europäer:innen könnten eine öffentliche Apotheke innerhalb von fünf Minuten zu Fuß erreichen. In den meisten Ländern bieten Apotheken auch Gesundheitschecks wie Blutdruck- oder Blutzuckermessung an, unterstützen beim Medikationsmanagement und geben Ratschläge zu Lifestyle-Entscheidungen wie Rauchentwöhnung. Außerdem erfolgt die Beratung und Anleitung zur verantwortungsvollen Nutzung von „Self-Care“-Produkten.

Kostas Limnidis, General Manager BU DACH bei Haleon in München sagte dazu: „Die Beratung durch geschultes Apothekenpersonal macht eine funktionierende gesundheitliche Selbstfürsorge erst möglich. Die Experten aus der Apotheke vor Ort können im täglichen Patientenkontakt schnell und umfassend das notwendige Know-how vermitteln, um die Lücke zwischen Prävention und professioneller Behandlung zu schließen – und so für mehr Gesundheit im Alltag sorgen.“

Demnach seien 1,2 Milliarden leichtere Beschwerden in Europa jedes Jahr selbst behandelt worden, ohne Selbstfürsorge bräuchte Europa laut Report 120.000 Ärzt:innen mehr. 80 Prozent oder mehr aller Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Diabetes sowie 40 Prozent der Krebserkrankungen könnten außerdem durch geeignete Präventionsmaßnahmen vermieden werden, trotzdem werden nur drei Prozent der europäischen Gesundheitsbudgets im Durchschnitt für die Prävention ausgegeben. 70 Prozent des europäischen Gesundheitsbudgets würden für die Behandlung und Langzeitpflege von weitgehend vermeidbaren Krankheiten ausgegeben.

Vereinfachung der Packungsbeilagen

Der Report zur Selbstfürsorge enthält zehn politische Empfehlungen. Unter anderem wird die „Vereinfachung der Packungsbeilagen von rezeptfreien Medikamenten und Verbesserung ihrer digitalen Zugänglichkeit“, die „Schaffung finanzieller Strukturen zur Unterstützung der Apotheker in ihrer beratenden Funktion“, „Aufnahme der Selbstfürsorge in den Lehrplan der Gesundheitsberufe“ und die Schaffung von „Plattformen für die Zusammenarbeit von verschiedenen medizinischen Fachkräften“ empfohlen.

Die Kombination aus Standort, Zugänglichkeit und Erfahrung sei einzigartig und bedeute, dass die Apotheken sich zu „lokalen Self-Care-Mittelpunkten“ entwickeln können. Dabei müsse allerdings berücksichtigt werden, dass Telemedizin und Versandhandel in Zukunft eine Herausforderung für öffentlichen Apotheken darstellen werden. Daher sollen die richtigen Voraussetzungen und vor allem finanzielle Anreize geschaffen werden, um diese Entwicklung zu fördern.

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