Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD), hat mit Apotheken nicht viel Ärger: Begründete Beschwerden über die Leistung der Pharmazeuten werden selten an sie gerichtet, die Beratung wird nur in Ausnahmefällen bemängelt. Das ergab die Auswertung von rund 20.000 Anfragen an die Patientenbeauftragte.
Das Berliner Institut für Medizinische Soziologie der Charité hat alle Beschwerden und Anfragen von Anfang 2004 bis Ende 2007 systematisch ausgewertet. Jetzt liegen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Wo drückt der Schuh im Gesundheitswesen?“ vor.
Die Apotheken werden gemeinsam in einer Kategorie mit Heil- und Hilfsmittelherstellern gezählt. Auf diesen Bereich entfielen im Untersuchungszeitraum lediglich 8 Prozent der Anfragen, sagte einer der beteiligten Wissenschaftler gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Die meisten Beschwerden betrafen dabei unerwünschte Arzneimittelwirkungen sowie die Bevorzugung bestimmter Pharmaunternehmen durch Reformen und Gesetze. Auch die allgemeine Preisentwicklung bei Arzneimitteln wurde von einigen Patienten kritisiert. Die meisten Fragen rund um Medikamente betreffen dem Wissenschaftler zufolge jedoch die Kostenerstattung.
So habe das GKV-Modernisierungsgesetz eine regelrechte Welle von Anfragen ausgelöst: Im Jahr 2004 kritisierten die Patienten in 30 Prozent der Schreiben an Kühn-Mengel den OTC-Ausschluss aus der Erstattung. Der Anteil solcher Anfragen ging jedoch über die Jahre deutlich zurück. Gleiches gilt für Zuzahlungen und die Praxisgebühr.
Häufiger als die Apotheken wurden die Kommunikation mit den Ärzten bemängelt oder vermutete Behandlungsfehler an die Patientenbeauftragte gemeldet. Auch Probleme der Versicherten mit ihrer Krankenkasse erreichen Kühn-Mengel häufiger. Den Apothekern rät der Mitarbeiter des Instituts trotzdem, sich auf den Zahlen bis zum detaillierten Bericht im Dezember nicht auszuruhen. Schließlich gebe es auch mehr Ärzte als Apotheker.
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