Rx-Boni

„Chroniker haben ein Recht auf Boni“ APOTHEKE ADHOC, 24.03.2015 13:44 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche Parkinson Vereinigung (dPV) will ihren 23.000 Mitgliedern nicht nur qualitative, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bieten – nach eigenem Bekunden auch gegen Widerstände: „Gemeinsam mit DocMorris wollen wir stellvertretend für alle chronisch Erkrankten in Deutschland das Recht auf Boni bis zur letzten Instanz durchfechten“, erklärt dPV-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff zum Streit mit der Wettbewerszentrale, der jetzt vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) geht. Auch DocMorris feiert sich als Kämpfer für die Rechte der Schwachen.

Das Bonusverbot gehe zu Lasten der Patienten, so Mehrhoff. Die Antwort aus Luxemburg sei daher ein „wichtiges Signal für alle chronisch Kranken in Deutschland“. Gerade Parkinson sei nicht nur körperlich und psychisch belastend, sondern für viele Patienten auch finanziell.

„Uns ist es wichtig, unsere Mitglieder bestmöglich zu unterstützen. Mit den Boni der Versandapotheke DocMorris konnten wir die Patienten bei den Krankheitskosten finanziell entlasten.“ Im Streit unterstütze die Versandapotheke die dPV mit ihren Erfahrungen. „So können wir die Interessen unserer Mitglieder optimal vertreten“, so Mehrhoff.

„Es gibt keinen Grund, warum ein Kranker nicht mehrere hundert Euro im Jahr sparen sollte, wenn dies nicht zu Lasten des Gesundheitssystems geht, sondern die Marge der Apotheke reduziert“, sagte DocMorris-Chef Olaf Heinrich. „Wir haben unseren Kunden stets zu unseren Lasten Boni gewährt.“ So seien Patienten finanziell entlastet worden, besonders chronisch kranke Menschen, die viele und regelmäßig Medikamente benötigen.

Das Bonusverbot belaste Millionen Chroniker, so Heinrich weiter. Mit fairen Preisen oder Boni für rezeptpflichtige Medikamente würden Kaufkraft und Wohlstandsgewinne an die Verbraucher weitergegeben, ohne die gesetzlichen Krankenversicherungen zu belasten. „Diese Position hat DocMorris bekanntermaßen immer vertreten“, erklärt Heinrich. „Wir sind gespannt, wie jetzt auf europäischer Ebene im Fall der deutschen Parkinson Vereinigung entschieden werden wird.“

In seiner Funktion als Vorsitzender des EU-Versandapothekenverbands EAMSP fügte er hinzu, dass es nun „eine neue Chance auf ein verbraucher- und patientenfreundliches System“ gebe. „Der EAMSP hat immer eine Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof zum Thema Bonus beim Kauf verschreibungspflichtiger Arzneimittel angestrebt. Daher freuen wir uns, dass der Stein durch diesen Fall nun wieder ins Rollen gebracht wird.“

Der dPV geht es nach eigenem Bekunden in erster Linie um eine „sach- und fachgerechte Arzneimittelversorgung“ von Parkinson-Patienten in ländlichen Bereichen: „Anders als in Ballungsgebieten ist die Apothekendichte dort wesentlich dünner, sodass viele Parkinson-Patienten Schwierigkeiten haben, die kontinuierliche medikamentöse Versorgung sicherzustellen. Wir hoffen, durch die Kooperation mit DocMorris ein Stück Bewältigung und Lebensqualität bei Parkinson Patienten sicherzustellen.“

Seit 2009 konnten dPV-Mitglieder am Bonussystem von DocMorris teilnehmen: Für die Bestellung rezeptpflichtiger Parkinson-Medikamente erhielten Neukunden einmalig 5 Euro, für Folgebestellungen pro Rezept einen Bonus in Höhe von 2,50 Euro. Zusätzlich bekamen Kunden einen Bonus in Höhe von 0,5 Prozent des Medikamentenwertes.

Der 1981 gegründete Selbsthilfeverein bewarb das gemeinsame Bonussystem bei seinen Mitgliedern und verschickte eine DocMorris-Informationsbroschüre gleich mit. Die Wettbewerbszentrale hatte die dPV deshalb im Juli 2009 wegen unlauterer Werbung abgemahnt, weil das beworbene Modell gegen die Preisbindung verstoße. Das Landgericht Düsseldorf hatte 2013 der Wettbewerbszentrale recht gegeben und die Werbung für Sonderrabatte für unzulässig erklärt.

Ursprünglich wollte die dPV eine eigene Apotheke gründen: Von 1997 bis 2005 war der Apotheker Dr. Wolfgang Kötz Vorsitzender des Vereins, doch das Projekt scheiterte schließlich an den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten. Stattdessen gründete die dPV 2004 in Kooperation mit der Steinfurter Elefanten-Apotheke die „Parkinsonapotheke“ für das Versandgeschäft. Um für die eigene Mitglieder noch bessere Rabatte aushandeln zu können, wich die dPV 2009 auf den ausländischen Kooperationspartner aus.