Nur eine Woche vor der Bundestagswahl wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Die Wahlprogramme der im Landtag vertretenen Parteien streifen das Thema „Apotheken“ nur. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklärt Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV), warum Wahlprogramme aus seiner Sicht nachrangig sind – und warum die Apotheker der CSU trotz den „rollenden Apotheken“ im Wahlprogramm der Union weiterhin vertrauen können.
ADHOC: Die CSU will laut „Bayernprogramm“ Landapotheken stärken. Reicht Ihnen das?
HUBMANN: Ich persönlich schaue weniger auf Wahlprogramme, sondern vielmehr darauf, wie sich die Politik den Apothekern gegenüber verhalten hat. Das Handeln der CSU war schlüssig, wir brauchen nicht mehr viele Worte. Das Versprechen, die Versorgung in der Fläche zu stärken, hat die CSU bislang auch gelebt.
ADHOC: Was haben die Apotheker der CSU zu verdanken?
HUBMANN: Die Notdienstpauschale konnte beispielsweise durch ein kräftiges Mitwirken der CSU umgesetzt werden. Sowohl die CSU-Politiker im Bundestag als auch der bayerische Gesundheitsminister Dr. Marcel Huber haben sich für die Umsetzung der Pauschale eingesetzt.
ADHOC: Heraus gekommen ist ein Bürokratie-Monster.
HUBMANN: Die Notdienstpauschale ist einzigartig in Europa, in keinem anderen Land wird für den Notdienst als Dienstleistung unabhängig vom Packungshonorar zumindest ein Zuschuss bezahlt. Natürlich gab es bei der Gesetzgebung Geburtswehen. Bayern und die CSU sind daran aber nicht Schuld. Die bayerische Landesregierung hat sich im Bundesrat dafür eingesetzt, das Gesetz durchzubringen.
ADHOC: Wenn ihr Verhältnis zur CSU so gut ist, wie konnten dann die „rollenden Apotheken“ ins Wahlprogramm der Union aufgenommen werden?
HUBMANN: Apothekenbusse wollen wir nicht. Es ist sinnvoller, wenn der Patient zur Apotheke kommt als anders herum. Daher gilt es, die Flächendeckung bei Apotheken zu erhalten. Trotz mehrerer Gespräche konnten sowohl BAV als auch DAV nichts gegen diese Formulierung unternehmen.
ADHOC: Wie ernst nehmen Sie diese Ankündigung der Union?
HUBMANN: Durch solche Schlagworte wollen sich Parteien vor den Wahlen auch ins Gespräch bringen. Ein weiteres Beispiel sind die „mobilen Arztpraxen“ im Wahlprogramm der bayerischen Grünen. Schon heute führen Ärzte Hausbesuche durch, die neue Formulierung klingt vielleicht einfach attraktiver, um Aufmerksamkeit zu erregen.
ADHOC: Auch die hessische CDU fordert „Apothekerbusse“. Aus Ihrer Sicht also nichts als heiße Luft?
HUBMANN: Ich sehe es als Gesprächsangebot, vielleicht auch als Provokation in Richtung Apotheker. Wir müssen tätig werden und Vorschläge zur Landversorgung liefern. Wir wollen uns über die CSU dafür einsetzen, dass auf Bundesebene andere Lösungen gefunden werden. Dazu sind wir in intensiven Beratungen.
ADHOC: Was können Landesapothekerverbände politisch überhaupt bewegen?
HUBMANN: Natürlich können Landesregierungen nicht viel mitreden, wenn beispielsweise das Fixhonorar angepasst wird. Allerdings müssen die Länder im Bundesrat zu jedem Gesetz befragt werden, das mit der Struktur und der flächendeckenden Versorgung zu tun hat. Die Notdienstpauschale ist dafür das beste Beispiel. Machtlos sind die LAVs und die Landesregierungen also nicht.
ADHOC: Noch vager als die CSU äußert sich die Bayern-FDP zum Thema Apotheken.
HUBMANN: Uns ist auch aufgefallen, dass die Formulierung der Bayern-FDP relativ vage ausfällt. Immerhin betont sie die Freiberuflichkeit.
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