APOTHEKE ADHOC Umfrage

Mehr Honorar statt Subventionen APOTHEKE ADHOC, 27.07.2015 09:24 Uhr

Berlin - 

Die Zahl der Apotheken nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Für Landapotheken wird es besonders schwer, wenn die Ärzte wegfallen. Gesundheitsökonom Professor Dr. Hagist hat im Interview vorgeschlagen, Landapotheken aus lokalen Steuermitteln zu finanzieren. Doch die Nutzer von APOTHEKE ADHOC kann er damit kaum überzeugen.

Eine deutliche Mehrheit von 55 Prozent kann Steuersubventionen für Landapotheken nichts abgewinnen. Dies sei der falsche Ansatz, das Problem sei besser über das Apothekenhonorar zu lösen. Weitere 10 Prozent glauben, dass dadurch der Wettbewerb zwischen den Apotheken zerstört werde und haben grundsätzlich keine Lust auf „Staatsbetriebe“, da sie besonderen Wert auf Unabhängigkeit legen.

Immerhin 12 Prozent halten Subventionen für eine gute Idee. Es sei Aufgabe der Allgemeinheit, die Versorgung zu sichern. Weitere 9 Prozent schließen sich Hagist an: Die Idee könne funktionieren, die Finanzierung solle aber bitte nur aus lokalen Steuermitteln stammen. „Warum soll man damit den Großstädter belasten?“, so Hagist im Interview.

Einige sind dagegen grundsätzlich gegen eine Unterstützung für Apotheken. 6 Prozent der Teilnehmer gaben an, es gebe ohnehin zu viele davon, Steuersubventionen seien daher totaler Blödsinn. 1 Prozent hatte keine Meinung. An der Umfrage nahmen zwischen dem 24. und 26. Juli insgesamt 187 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Hagist hatte vorgeschlagen, dass wirtschaftlich unattraktive Apotheken in weniger dicht besiedelten Gebieten ausgeschrieben und staatlich subventioniert werden könnten. „Der Staat kann politische Vorgaben zur Erreichbarkeit der nächsten Apotheke machen. Sollte sich dann keine Marktlösung einstellen, ist die Politik gefragt.“ Am liebsten wäre ihm eine lokale Lösung. „Die Gebietskörperschaften könnten lokale Steuern erheben, um in diesen Gegenden den Arzt oder die Apotheke zu subventionieren“, so Hagist.

Ungeachtet dessen will der Gesundheitsökonom das System liberalisieren. Das Fremd- und Mehrbesitzverbot ist aus seiner Sicht ökonomisch nicht sinnvoll. Die Apotheker müssten selbst begründen, mit welcher Berechtigung sie ihre bisherigen Privilegien beibehalten wollen. „Niemand möchte die inhabergeführte Apotheke per se abschaffen. Aber wenn sie blühen soll, dann bitte nicht in einem geschützten Biotop, sondern auf der grünen wettbewerblichen Wiese“, so Hagist. Er gibt aber zu, dass man das Kartellrecht bei einer Liberalisierung des Marktes im Blick behalten müsste.

Hagist will außerdem die Apothekenpflicht deutlich lockern: OTC-Arzneimittel seien „Alltagsprodukte, bei denen es keine Beratung braucht“, ist der Gesundheitsökonom überzeugt. Bei einigen Präparaten erscheine ihm die Apothekenpflicht zu streng. Bedarfsmittel der Haushaltsapotheke könne man genauso gut im Supermarkt verkaufen, findet der Ökonom.