Bleibt der Widerspruch gegen eine Retaxation ohne Erfolg, können Apotheker nur noch klagen. Doch die Aussichten vor den Sozialgerichten sind meist auch nicht besonders gut. Deshalb wählen regelmäßig Apotheker einen anderen Weg: Sie informieren Politiker über das Vorgehen der Kassen. Die Aktiven werden von ihren Kollegen meistens gefeiert. Doch nicht Jeder ist von dieser Strategie überzeugt.
Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC spricht sich eine klare Mehrheit dafür aus, Politiker als Mittel gegen Retaxationen direkt anzusprechen: „Nur so geht es, das müsste jeder machen“, gaben 41 Prozent der Teilnehmer an. Weitere 21 Prozent finden Einzelaktionen gut, „steter Tropfen höhlt den Stein“.
Doch es gibt auch Kritiker: Insgesamt ein Drittel glaubt nicht an diese Form des Graswurzelprotestes. 24 Prozent finden derlei Aktionen nutzlos, da die warmen Worte der Politiker zu diesen Anlässen den Apothekern auch nicht helfen würden. Weitere 11 Prozent halten dies für den falschen Ansatz, denn „Politik ist Sache der Verbände“. Und 3 Prozent finden Eigeneninitiative sogar „schädlich“, da die Politiker davon nur genervt seien.
An der Umfrage nahmen am 18. und 19. Januar insgesamt 198 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.
Die insgesamt positive Stimmung könnte auch den Erfolgen in der jüngeren Vergangenheit geschuldet sein: Apotheker Mathias Orth aus Holzminden hatte seinen Fall einer Nullretaxation in einem offenen Brief gleich an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geschickt. Er war von der Rezeptprüffirma Protaxplus im Auftrag der pronova BKK wegen eines Rabattvertrags zu Oxycodon retaxiert worden.
Der Widerspruch des Apothekers blieb zunächst erfolglos. Erst nachdem der Apotheker seinen Brief an Gröhe veröffentlicht hatte, zeigte sich die Kasse gesprächsbereit. Kurz vor Weihnachten erklärte die Kasse den Rückzug: Man werde den angekündigten Abzug nicht vornehmen, heißt es in einem Schreiben der Kasse. Das Zugeständnis sei allerdings im Einzelfall so entschieden worden, hieß es.
Apotheker Wolfram Schmidt aus Northeim hat den ihm bekannten CDU-Abgeordneten Dr. Roy Kühne aus seinem Wahlkreis über die Retaxpraxis der Kassen informiert und um Hilfe gebeten. Einige Kassen hätten sich die Suche nach Formfehlern zum Sport gemacht, moniert Schmidt. Kühne verspricht in seiner Antwort, aktiv zu werden. Er will den Vertretern des GKV-Spitzenverbands und Deutschen Apothekerverbands (DAV) Druck machen, damit sie das Schiedsverfahren vorantreiben.
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