APOSCOPE-Wahlumfrage

Union begeistert Apotheker, SPD elektrisiert PTA

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Berlin -

Ob das Rx-Versandverbot kommt oder nicht: Der Union hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit seinem Vorstoß bei den Apothekern einen Höhenflug beschert: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würde mehr als jeder zweite Pharmazeut CDU oder CSU seine Stimme geben. Das ergab eine Umfrage von APOSCOPE, der Online-Marktforschung entwickelt von den Machern von APOTHEKE ADHOC. Auch Gröhe selbst liegen die Apotheker zu Füßen. Die SPD kann dagegen trotz ihrer apothekenpolitischen Blockadehaltung bei den PTA punkten – vermutlich der Schulz-Effekt.

Sechs Monate vor der Bundestagswahl kommt die Union bei den Apothekern auf ein Rekordergebnis von 53 Prozent. Vor vier Jahren hatten zwar 47 Prozent der Teilnehmer nach eigenen Angaben ebenfalls CDU oder CSU gewählt. Allerdings: Bei einer APOSCOPE-Umfrage im Oktober – also kurz vor dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni – kam die Union nur auf 39 Prozent.

Die SPD kommt bei den Apothekern auf 10 Prozent – jeder Dritte hat der Partei seit 2013 den Rücken gekehrt. Der Negativtrend hält schon länger an: Bereits bei der Umfrage im Herbst waren die Sozialdemokraten auf den heutigen Wert abgefallen. Dass die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz keinen Aufschwung gebracht hat, könnte mit der Ablehnung des Rx-Versandverbots zusammenhängen.

Auch eine andere Parteien hat die öffentliche Positionierung pro Versandhandel und Apothekenketten Sympathien bei den Apothekern gekostet: Die Grünen hatten sich seit der Bundestagswahl vor vier Jahren von 6 auf 11 Prozent berappelt – um aktuell auf 6 Prozent zurückzufallen.

Noch schlimmer hat es die FDP getroffen: 2013 von 7 Prozent der Apotheker in den Bundestag gewählt, konnten die Liberalen ihre Position bis Oktober auf 11 Prozent ausbauen. Nach den Einlassungen von Parteichef Christian Lindner, Wolfgang Kubicki, Agnes Strack-Zimmermann und den Bochumer Julis kommt die einstige „Apothekerpartei“ aktuell auf 3 Prozent und würde damit erneut den Einzug in den Bundestag verpassen.

Zur Erinnerung: 2009 hatte die FDP bei einer Wahlumfrage von APOTHEKE ADHOC noch die Gunst von 45 Prozent der Teilnehmer – um zwei Jahre und ein Spargesetz später auf 4 Prozent abzustürzen und sich seitdem nicht mehr substantiell zu erholen. Zwar hätten die Apotheker den Liberalen 2013 noch zum Einzug in den Bundestag verholfen; was die bei der letzten Runde von Daniel Bahr bemühte „Verlässlichkeit“ angeht, macht sich aber offenbar kaum ein Kollege mehr Illusionen.

Die AfD hat die Zahl ihrer Anhänger unter den Apothekern seit der letzten Bundestagswahl auf 6 Prozent verdoppelt. Die Linke käme auf 5 Prozent, 1 Prozent der Teilnehmer würden ihre Stimme anderen Parteien geben. 3 Prozent würden überhaupt nicht wählen, 14 Prozent sind unentschieden oder machten keine Angabe.

Bei den PTA sieht die Situation ganz anders aus: Hier ist die SPD mit 28 Prozent die stärkste Kraft. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren hatten noch 19 Prozent der Teilnehmer aus dieser Gruppe den Sozialdemokraten ihre Stimme gegeben, auch im Herbst lag der Anteil noch auf diesem Niveau.

Nahe liegend ist also, dass der Wechsel an der Parteispitze den Aufschwung gebracht hat. Auch den Angestellten dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass die SPD sich pro Versandhandel positioniert hat – vermutlich spielen berufliche Erwägungen bei der Entscheidung aber eine andere Rolle als bei den Apothekern.

Die Union kommt – wie schon bei der vergangenen Umfrage im Herbst – auf 25 Prozent, das ist ein deutlicher Verlust zur Bundestagswahl 2013, als 37 Prozent noch CDU und CSU gewählt hatten. Die Linke liegt unverändert bei 6 Prozent, die Grünen bei 4 und die FDP bei 3 Prozent. Ökopartei und Liberale hatten im Herbst mit 12 beziehungsweise 8 Prozent ein kurzes Zwischenhoch, das aber offenbar nicht nachhaltig war. Die AfD kommt bei den PTA auf 4 Prozent, 1 Prozent entfällt auf andere Parteien. Nur 6 Prozent gaben an, Nichtwähler zu sein. 24 Prozent haben sich noch nicht festgelegt, für die Parteien sind bei den PTA also noch viele Stimmen zu holen.

Ratlos sind viele PTA auch wenn es um die Frage geht, welche Partei die Interessen der Apotheken am besten vertritt. 58 Prozent trauen sich diesbezüglich keine Entscheidung zu. Mit 24 Prozent liegt die Union vorn, gefolgt von der SPD mit 8 Prozent und den Grünen mit 5 Prozent. Der FDP attestieren nur 3 Prozent eine gewisse Nähe zu den Apothekern.

Dagegen finden 55 Prozent der Apotheker, dass sich die Union am meisten für die Belange der Apotheken einsetzt. Das ist ein deutlicher Anstieg zu der Umfrage im Oktober, als nur 15 Prozent CDU und CSU diesbezüglich vorne sahen. Allenfalls die Linke könnte mit 11 Prozent Zustimmung noch als „Apothekerpartei“ gesehen werden. Die FDP kommt auf 3 Prozent, SPD, Grüne und AfD auf jeweils 1 Prozent.

Jeweils 26 Prozent der Apotheker und PTA wünschen sich eine Fortsetzung der Großen Koalition, eine Jamaika-Koalition (Union, FDP, Grüne) wünschen sich je 9 Prozent. 20 Prozent der Apotheker, aber nur 4 Prozent der PTA können sich eine schwarz-grüne Regierung vorstellen. 8 Prozent der Apotheker und 14 Prozent der PTA liebäugeln mit Rot-Rot-Grün. Je 27 Prozent sehen keine der sieben gängigsten Koalitionen vorne.

Die gestiegenen Umfragewerte der Union korrelieren mit der Wertschätzung, die Gröhe für seine Arbeit als Gesundheitsminister erfährt. 54 Prozent der Apotheker würden ihm die Noten „sehr gut“ oder „gut“ geben – vor einem halben Jahr waren es noch 5 Prozent. Bei weiteren 37 Prozent kommt Gröhe aktuell auf „befriedigend“ oder „ausreichend“, nach 66 Prozent im Oktober. 6 Prozent sind unzufrieden, bei der vorherigen Umfrage waren es 19 Prozent. 3 Prozent hatten keine Meinung, nach 10 Prozent zuvor.

Bei den PTA kann Gröhe seine Sympathiewerte deutlich weniger stark verbessern als bei den Apothekern: 15 Prozent sind zufrieden (Oktober 2016: 5 Prozent), 53 Prozent finden ihn mittelmäßig (60 Prozent), 13 Prozent schlecht (15 Prozent). 19 Prozent sind unentschieden (30 Prozent).

An der APOSCOPE-Umfrage nahmen am 24. März 178 Apothekerinnen und Apotheker sowie 120 PTA teil.

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