Mehr zu verlieren Alexander Müller, 29.12.2016 10:05 Uhr
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Rx-Boni wird die Apotheker auch 2017 weiter befassen. Verschiedene politische Lösungen werden diskutiert. Die Teams in den Apotheken sind noch skeptisch, wie der Gesetzgeber reagieren wird – haben aber laut einer Befragung von APOSCOPE, der Online-Marktforschung entwickelt von den Machern von APOTHEKE ADHOC, einen eindeutigen Favoriten.
Der EuGH hatte am 19. Oktober entschieden, dass ausländische Versandapotheken sich nicht an die Preisbindung halten müssen. Die Apotheker haben Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) von einem Rx-Versandverbot überzeugt. Noch ist aber vollkommen offen, ob dieser sich mit seinem Vorstoß innerhalb der großen Koalition durchsetzen kann. Auch etwaige verfassungsrechtliche Bedenken oder ein neuerliches EuGH-Verfahren werden noch als Stolpersteine gesehen.
Die Skepsis überwiegt derzeit: Bei der APOSCOPE-Befragung stimmten nur 13 Prozent der 307 Teilnehmer der Aussage zu, dass es Ende 2017 ein Rx-Versandverbot geben wird. Knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) ist sich in der Frage noch unsicher. Doch eine Mehrheit von 60 Prozent kann der Aussage, dass es Ende 2017 ein solches Verbot geben wird, nicht oder überhaupt nicht zustimmen.
Bei den Apothekeninhabern unter den Teilnehmern sind die Zweifel größer als in der Grundgesamtheit. Möglicherweise hält ein Teil dieser Gruppe ein Rx-Versandverbot zu einem späteren Zeitpunkt für wahrscheinlich – immerhin könnte sich nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 eine neue politische Konstellation ergeben.
Als Alternative zu einem Rx-Versandverbot wird – vor allem von der SPD – eine Reform des Apothekenhonorars ins Spiel gebracht. Aktuell wird im Auftrag des SPD-geführten Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) bereits ein Gutachten zu einer Neuordnung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) erstellt, unabhängig vom EuGH-Verfahren.
Dass es bereits 2017 ein höheres Fixum gibt, erwarten die meisten Befragten allerdings nicht: 53 Prozent sind hier skeptisch, nur 18 Prozent glauben an eine Honorarerhöhung dieser Art. 22 Prozent sehen Chancen, haben aber auch Bedenken.
Müssten die Apothekenteams allerdings zwischen einer Erhöhung des Fixums und einem Rx-Versandverbot wählen, wären sie klar entschieden: 69 Prozent würden den Versandhandel auf OTC beschränken, nur 31 Prozent würden das Geld nehmen. Das Ergebnis dieser Frage dürfte allerdings mit der konkret in Aussicht gestellten Honorarerhöhung variieren. Die SPD ist in ihren Vorschlägen aber auch noch nicht konkret geworden.
In der Umfrage sollten sich die Teilnehmer auch zu ihrem berufspolitischen Engagement äußern. Die meisten geben offen zu, dass Andere dies besser könnten als sie: 43 Prozent wählten diese Antwort. Aber immerhin jeder Vierte gab an, sich bereits zu engagieren und das auch weiter tun zu wollen. Weitere knapp 9 Prozent wollen sich künftig sogar stärker einbringen.
Auf der anderen Seite gaben 3 Prozent an, dass sie vorhaben, sich aus der Berufspolitik zurückzuziehen. Und 5 Prozent interessieren sich gleich gar nicht dafür. Eine ungewöhnlich große Zahl von 16 Prozent der Teilnehmer hatte zu dieser Frage überhaupt keine Meinung.
Insgesamt blickt die Branche nicht besonders optimistisch in die Zukunft. Die meisten Teilnehmer der Umfrage glaubt nicht, dass es ihrer Apotheke Ende 2017 besser geht als heute. Maßgeblich dürfte dabei auch die weitere Entwicklung des EuGH-Themas sein.