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ApoRG: Klare Kante auf dem Kassenbon empört Zeit-Redakteur

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Berlin -

Der Referentenentwurf zur Apothekenreform schlägt hohe Wellen. Politische Statements dazu gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Zwei Inhaber:innen machen aktuell mit Appellen auf ihren Kassenbons auf die gesundheitspolitische Lage in den Apotheken aufmerksam. Während der eine Inhaber die qualifizierte Arzneimittelversorgung gefährdet sieht, positioniert sich die andere in puncto Karl Lauterbach (SPD) und geht damit viral.

Tilman Steffen, Redakteur von „Zeit Online“, erlebt derzeit einen Shitstorm auf X. Der Grund: Er postete ein Foto des Kassenbelegs seines Medikamenteneinkaufs. Gut darauf zu erkennen: die Anschrift der Apotheke nebst der unmissverständlichen Botschaft am Ende des Papierstreifens. Dort heißt es: „Im Übrigen halten wir Karl Lauterbach als Gesundheitsminister für unhaltbar!“

Das empörte den Journalisten derart, dass er den Bon kurzum auf X postete und kommentierte: „… und ich halte politische Statements auf Kassenbons für untragbar. Meine Apotheke in Berlin, gestern“, echauffiert er sich. Vertaggt sind neben APOTHEKE ADHOC zusätzlich die Apotheken-Umschau und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

In beiden Apotheken von Inhaberin Claudia Däumich ist seit vergangener Woche der Kommentar zu Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu finden.Foto: Claudia Däumich

Konterschlag der Community

Innerhalb von 24 Stunden wurde der Post mehr als 300.000 Mal geklickt und rund 4500 Mal geteilt. Ob die 1700 Kommentare so ausgefallen sind, wie der Ersteller es sich erhofft hatte, kann nur gemutmaßt werden, denn: Die stellen sich nahezu geschlossen hinter die Katherinen Apotheke von Inhaberin Claudia Däumich.

„Nicht ‚deine‘ Apotheke und ein mutiges Signal des zivilen Widerstands“, unterstreicht jemand. „Stabil. Die Apotheke. Nicht Du“ oder „Danke für die Werbung. Neue Lieblingsapotheke“ sind nur wenige Beispiele des Zuspruchs. Der Post-Ersteller wird für seinen Kommentar hingegen kritisiert: „Wahrheit tut manchmal weh. Und im übrigen halte ich Karl L. für untragbar. Ihre Apotheke wird es wegen ihm bald nicht mehr geben“, klärt jemand den Autor auf. Ein anderer stellt klar: „Es ist Ihr Team, das alles politisiert. Bis in den privaten Raum hinein. Also, beklagen Sie sich leiser.“

Aufmerksamkeit generieren

Inhaberin Claudia Däumich druckt die Botschaft seit vergangener Woche auf die Bons ihrer Katharinen und Arcaden Apotheke in Berlin. „Wir sind mit den Reformplänen von Herrn Lauterbach nicht besonders glücklich“, erklärt die Apothekerin. „Um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen und Aufklärungsarbeit zu leisten, haben wir gedacht, wir drucken es einfach auf unseren Kassenbon.“ Ihre Überzeugung: Die Menschen sind nach wie vor nicht für die aktuelle Lage der Apotheken sensibilisiert. Apotheker:innen würden noch immer als Top-Verdiener gelten.

Viele Rückmeldungen aus der Kundschaft gibt es bislang nicht, „Das wird sich durch den Post auf X jetzt ändern.“

Per QR-Code zum Aufklärungsschreiben

Inhaber Erik Tenberken druckt ebenfalls einen Warnhinweis auf seine Kassenbons: „Auch Ihre qualifizierte Arzneimittelversorgung ist in Gefahr.“ Per QR-Code werden interessierte Kundinnen und Kunden weitergeleitet zu seiner Homepage. „Wir habend die Aktion ins Leben gerufen, damit die Menschen sich informieren können. Wenn die Apotheke vollsteht, haben wir schlicht keine Zeit, jedem Einzelnen zu erklären, welche Konsequenzen sich aus der Apothekenreform ergeben würden“, so Tenberken. Auf der Apotheken-Homepage haben die Menschen, „die Möglichkeit in Ruhe nachzulesen.“

Zu den Reformplänen erklärt Tenberken: „Der Trend des Apothekensterbens setzt sich fort.“ Weiter heißt es im Aufklärungsschreiben: „Im ersten Quartal 2024 sind 142 Apotheken aus Deutschland verschwunden. Das geht aus Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) hervor. Mit insgesamt knapp 500 Schließungen hatte 2023 zuletzt einen Negativrekord aufgestellt. Ähnlich traurig könnte die Bilanz auch in diesem Jahr ausfallen.“

Zusammengefasst geht es um folgende Fakten:

  • weniger Rezeptur-Herstellung
  • längere Wartezeit im Botendienst
  • Mehrkosten durch Lieferengpässe
  • längere Wartezeiten in der Apotheke
  • Stopp von Impfungen und Testungen in Apotheken
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