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Null Retax wäre Mindestlohn genug

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Berlin -

Fixpauschale, Rezepturherstellung, Notdienstpauschale, BtM-Abgabe – die Apotheker haben mehrere Forderungen betreffend ihres Honorars. Doch das wird nicht leicht, die Kassen ächzen schon prophylaktisch unter der Beitragskürzung im kommenden Jahr. Wenn es nicht mehr Geld gibt, muss weniger Geld verschenkt werden: Ohne Nullretaxationen sähe es in der Kasse der Apotheker schon besser aus. Wer in dieser Woche noch was gefordert hat, der Wunschzettel im Rückblick.

Dass die Krankenkassen für ein einziges vergessenes Kreuz fünfstellige Rechnungen erlassen bekommen können, haben schon verschiedene Richter bestätigt. Dass das total unverhältnismäßig ist, versteht jedes Kind. Und allmählich auch die Politik. Der baden-württembergische Landtag wird sich mit der Problematik Nullretax befassen – auf Veranlassung einer Gruppe FDP-Abgeordneter.

Deren letzter Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte es zwar schon einmal versäumt, den Retax-Wahnsinn zu beenden. Doch noch einmal wird sich die Politik hoffentlich nicht von falschen Besserungsgelöbnissen der Kassen blenden lassen. Zumindest Formfehler könnten den Kassen als Sparinstrument abhanden kommen, es bleiben ja noch genug.

Bis es ein Verbot gibt, wird das Problem auch von der anderen Seite angegangen. Die Apothekerkammer Baden-Württemberg will Ärzten dabei helfen, weniger Rezeptfehler zu produzieren. Dafür gibt es einen Merkzettel. Der ist bestimmt hilfreich, da er von der Kammer kommt. Aber wie kollegial soll der Apotheker dem Halbgott denn bitte vermitteln, dass er zu unfähig war, auf dem T-Rezept drei Kreuze in drei Kästchen zu setzen, ohne dass das Ganze eskaliert?

Schon eskaliert ist der Hilfsmittelstreit in Hamburg. Die AOK hat den Vertrag mit dem Hamburger Apothekerverein (HAV) fristlos gekündigt. Der sagt, dass das gar nicht geht und klagt. Der BVDA gibt den Schlichter und unterschreibt den neuen AOK-Vertrag, damit die Apotheker – wenn auch unauskömmlich – wenigstens Hilfsmittelrezepte beliefern dürfen. Schlichter geht es wirklich nicht.

Das hätte die SPD nie unterschrieben. Für die Sozialdemokraten war die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns Mindestvoraussetzung für die Große Koalition. Die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt: Ab 2015 geht (fast) nichts mehr unter 8,50 Euro. Praktikanten sind ausgenommen – und damit auch PhiPs. Die haben zwar mindestens acht Hochschulsemester auf dem Buckel und sind fertige Pharmazeuten, bekommen aber trotzdem nur 750 Euro im Monat.

Wer jetzt erwarten würde, dass der Studierenden- und PhiPsverband BPhD auf die Barrikaden gehen und Mindestlohn fordern würde, kennt die Pharmaziestudenten schlecht. Die denken pragmatisch: Einige von ihnen werden später selbst eine Apotheke führen – und aus Arbeitgeberperspektive sind Mindestlöhne für Offizinfrischlinge ziemlich unattraktiv.

Das gilt umso mehr beim Anfertigen einer Rezeptur. Der Apothekerverband Schleswig-Holstein hat ausgerechnet, dass dabei selbst ausgelernte Kräfte häufig unter Mindestlohn arbeiten. Dumping mit Dokumentation.

Zumindest Fritz Becker versucht, ein bisschen etwas für die Kollegen herauszuholen. Der DAV-Chef erinnert die Politik an ihr Versprechen, den Apothekenotdienst mit 120 Millionen Euro zu unterstützen, damit die Nachtschicht etwas weniger weit unter Mindestlohn geleistet werden kann. Laut Becker fehlen dazu noch 2 Cent – pro Packung.

Mit solchen Summen geben sich die Kollegen der Ärzteschaft natürlich nicht ab: Ihre Leistungen seien mit 5 Milliarden Euro unterfinanziert, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Eine konkrete Forderung für die Gespräche mit den Sozialpartnern wollte er aber nicht nennen. Klar soweit?

Zumal die Ärzte sowieso mit einem Paket zu den Kassen gehen. Nachdem auch der Bundestag festgestellt hat, dass viele Praxen im Land nicht barrierefrei zugänglich sind, sollen die Mediziner umbauen. Es versteht sich von selbst, dass sie das nicht alleine bezahlen möchten.

Die Apotheker sind schon heute besser erreichbar und wollen möglichst bald alle barrierefrei bis zum HV-Tisch sein. Dass sie dafür noch nicht mit dem Klingelbeutel herumgegangen sind, mag manchen Rampenneubesitzer ärgern, steht dem Berufsstand aber doch andererseits ganz gut zu Gesicht.

Regelmäßig neue Gesichter sieht man in den Führungsetagen der Großhändler: Beim Großhändler Alliance Healthcare übernimmt langsam aber sicher die Gehe-Connection: Vorstandsvorsitzender Frieder Bangerter war lange Finanzgeschäftsführer in Stuttgart. Wolfgang Mähr – langjähriger Großhandelschef bei Celesio – verantwortet heute bei Alliance das Westeuropageschäft.

Jetzt kommt im September Jan-Detlef Wohlert als neuer Direktor Vertrieb. Der war bei Gehe für den Bereich „Individualapotheken“ zuständig – nun soll er sich bei Alliance unter anderem um die neue Apothekenmarke Alphega kümmern. So einen Posten gibt es bei Gehe nach dem „Nichtscheitern“ von Lloyds ohnehin nicht.

Pfizer hat auch nicht so toll abgeschnitten und vor allem mit Altoriginalen verloren. Dass Viagra in Europa abgedankt hat, war dabei gar nicht das größte Problem. Aber zum Glück kann man als weltgrößter Pharmakonzern Frustshoppen gehen: Pfizer hat sich ein paar Impfstoffe von Baxter gekauft – fühlt sich schon besser an.

Die Übernahme der Woche war aber ohne Frage der Rotterpharm-Deal: Für 2,3 Milliarden übernimmt die schwedische Meda den italienischen Konzern. Das erklärt, warum Rottapharm den geplanten Börsengang überraschend kurzfristig abgesagt hatte.

Eines noch zu den Krankenkassen: Die streiten manchmal sogar In-House. Die Siemens BKK ist ihre Rolle als Geberkasse im Gesundheitsfonds leid und will eine neue Verteilung. Wenigstens aber will man wissen, wer wie viel bekommt, und warum. Das Bundesversicherungsamt findet das Gebaren der Kasse ziemlich unsolidarisch.

Was in der Welt draußen noch geschah: Celesio flucht auf Portugiesisch, Bayer ist zufrieden und erfindet mit Aspirin XXL das Category Management neu. Die Reimporteure wollen, dass der Fälschungsskandal in Italien endlich aufhört, Reckitt will seine Pharmasparte an die Börse bringen und das BfArM bekommt einen neuen Chef.

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