Weniger Reglementierung, mehr Handlungsfreiheit

Apobank: Gesundheit auf die politische Agenda Lilith Teusch, 14.01.2025 13:32 Uhr

Gesundheitsthemen müssten dringend wieder auf die politische Agenda, und dabei sollten die Standesorganisationen stärker einbezogen werden, fordert Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank. Foto: Apobank
Berlin - 

Durch das Aus der Ampel-Regierung sind viele gesundheitspolitische Vorhaben nicht mehr zustande gekommen. Im aktuellen Wahlkampf spielt Gesundheitspolitik nur eine untergeordnete Rolle. Doch gesundheitspolitische Themen müssten dringend wieder auf die Agenda, erklärte Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank, beim gesundheitspolitischen Jahresauftakt.

„Wir befinden uns aktuell in einem gesundheitspolitischen Leerlauf, den sich das Gesundheitswesen aber eigentlich nicht leisten kann, denn der demografische Wandel schlägt hier besonders zu“, sagte Schellenberg bei seiner Eröffnungsrede. „Auf der einen Seite haben wir mit einem akuten Fachkräftemangel zu tun. Gleichzeitig nimmt in der alternden Gesellschaft der Bedarf nach Patientenversorgung zu, und die Auswirkungen spüren bereits deutlich sowohl die Patienten als auch die Heilberufe.“

Um hier möglichst schnell gegenzusteuern, gehöre das Gesundheitswesen an die Spitze der politischen Agenda der künftigen Bundesregierung. Außerdem sollten die Standesorganisationen unbedingt mit am Entscheidungstisch sitzen. „Ihre Lösungen zur Entlastung und Optimierung des Gesundheitssystems sind längst erarbeitet, und die künftige Politik wäre gut beraten, den Sachverstand der Heilberuflerinnen und Heilberufler, die bei der Versorgung eine essenzielle Rolle spielen, zu nutzen“, so Schellenberg.

Der Wahlkampf sei zwar in vollem Gange, die Aussagen zu gesetzlichen Vorhaben rund um die Gesundheitsversorgung blieben in den Programmen der potenziellen Regierungsparteien jedoch vage. Anders verhalte es sich bei den heilberuflichen Standesorganisationen: sie liefern eine ganze Reihe an Vorschlägen zur Modernisierung des Gesundheitswesens.

Mehr Handlungsfreiheit für Apotheken

Bei den Apotheken sei der Reformbedarf besonders groß. Entsprechend sei es für Thomas Benkert, ehemaliger Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), wichtig, möglichst schnell eine handlungsfähige Regierung zu haben, die den massiven Apothekenschließungen entgegenwirken könne. Weniger Reglementierung und mehr Handlungsfreiheit seien nötig, vor allem angesichts der weiterhin bestehenden Lieferengpässe. Zudem sei eine moderne Approbationsordnung erforderlich, um eine zukunftsfähige Apothekerschaft zu gewährleisten.

„Wir sehen großen Reformbedarf, der nicht abgeschlossen ist“, erklärte auch Christine Neumann-Grutzeck, Mitglied des Vorstands der Bundesärztekammer (BÄK) und Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). Vor allem die ambulante Versorgung sei bislang nicht genügend im Fokus der Politik.

Auch Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) fordert mehr Handlungsspielraum für die Selbstverwaltung: „Wir brauchen hier dringend einen Kurswechsel, die Politik sollte nur den Rahmen setzen.“