Mobile Arztpraxis

Apobank fördert Telemedizin-Rucksack

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Berlin -

Der Beschluss des Ärztetages im Mai dieses Jahres, das Fernbehandlungsverbot zu lockern, wird nach Ansicht der Apotheker- und Ärztebank (Apobank) die künftige Patientenversorgung verändern. Denn telemedizinische Anwendungen ersparten Zeit und Wege, sowohl dem Arzt als auch dem Patienten, „sie sind aber vor allem eine Chance, die Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Regionen zu verbessern“, so Daniel Zehnich, Apobank-Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik. Erste Lösungen und Pilotprojekte existieren bereits heute und werden auch schon im Regelbetrieb angewendet.

Dazu gehört zum Beispiel der sogenannte „TeleArzt“, der von Dr. Thomas Aßmann, einem Landarzt aus Lindlar im Bergischen Land entwickelt wurde und vom Deutschen Hausärzteverband unterstützt wird. Dabei handelt es sich um einen speziellen Rucksack mit modernster Medizintechnik und Verbrauchsmaterial, der durch entsprechend weitergebildete Medizinische Fachangestellte – als Tele-VERAHs – bei Routinehausbesuchen eingesetzt wird.

Die Idee wurde im vergangenen Jahr auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin mit dem Telematik Award 2017 ausgezeichnet. Inzwischen wird die konkrete Anwendung des Tele-Rucksacks bei BKK-Versicherten in den KV-Bezirken Bayern, Hessen, Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe für Ärzte honoriert. Die Honorierung erfolgt zusätzlich zum Budget, durch Selektivverträge zur gesonderten Abrechnung von VERAH-Hausbesuchen oder einer kontaktunabhängigen Pauschale. Verhandlungen mit weiteren Krankenkassen werden laufend geführt. Auch private Krankenversicherungen unterstützen das Projekt.

Zur Ausstattung des Tele-Rucksacks gehört unter anderem ein Tablet, das für den Austausch mit dem Arzt per Video genutzt wird, aber auch zur Dokumentation des Hausbesuches dient, etwa zum Stand der Wundbehandlung oder zu der aktuellen Medikation oder zum Ausfüllen von Fragebögen. Ebenfalls über das Tablet können Vitalparameter des Patienten versendet werden, die über die Medizingeräte mit entsprechenden Sensoren aufgenommen werden, wie beispielsweise Blutdruck und Blutzucker oder 3-Kanal-EKG. Auch ein Spirometer, ein Pulsoxiometer und eine Personenwaage stehen zur Verfügung. Anbindung weiterer Messsensoren, beispielsweise für ein Stethoskop, ist in Vorbereitung. Die Entwickler haben zusätzlich darauf geachtet, dass innovative Technologie es ermöglicht, die Daten auch in vielen Gebieten mit schlechter Netzabdeckung übertragen zu können.

Das Konzept überzeugte schließlich auch das apoHealth-Team der Apobank. apoHealth ist das im Aufbau befindliche Kompetenzzentrum für digitale Anwendungen im Gesundheitsmarkt, das unter anderem auch innovative Lösungen unterstützt. „TeleArzt“ ist das erste Projekt, das von apoHealth gefördert wird. Die Aktion umfasst ein Sponsoring von 38 TeleRucksäcken. Damit übernimmt die Bank für 38 Hausärzte 90 Prozent der Kosten des Tele-Rucksacks im ersten Jahr.

„Die Förderung des TeleArzt ist die erste Aktion von apoHealth, dem neuen Kompetenzzentrum der apoBank. Hier beschäftigten wir uns mit Fragestellungen und Ideen rund um das Thema Digital Health und entwickeln neue Lösungen, die Heilberuflern mehr Orientierung und Unterstützung bei der Digitalisierung in ihrem Arbeitsalltag bieten sollen. Wie groß das Interesse an neuen digitalen Versorgungslösungen ist, zeigt die Tatsache, dass in nur wenigen Wochen nach dem Start Ende Mai fast alle Codes für das Sponsoring vergeben waren", so Zehnich.

Auch in Thüringen sind die Rucksäcke bereits im Einsatz. Zum 1. April hat die KV Thüringen mit der AOK PLUS den ersten telemedizinischen Flächenvertrag mit dem Rucksack-Anbieter Vitaphone geschlossen. Umgesetzt wird hier die Versorgungsform TeleArzt, die nichtärztliche Mitarbeiter befähigt, Vitaldaten aus dem Patientenumfeld direkt in die Arztsysteme zu übermitteln. Bei Bedarf wird der Arzt per Videotelefonie zugeschaltet. Er hat dann die Daten bereits in der Praxis. „Das Modell steigert die Versorgungseffizienz durch telemedizinische Methoden und eine spezielle Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten und mit Fragebögen und einer neuen App zu Wunddokumentation auch die Versorgungsqualität“, so Vitaphone-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk.

Das Konzept zielt auf eine Milderung von Engpässen in der ambulanten Versorgung ab. Bei Patienten, die sich nur mit Mühe in die Praxis begeben können, können so beispielsweise die Daten für die Erstellung eines Medikationsplans gewonnen werden. Die Optimierung in der Versorgung geht aber weiter. Eine neuartige Wunddokumentation erlaubt die fotografische Erfassung einer Wunde und deren Beurteilung durch eine Praxismitarbeiterin beim Patienten vor Ort. Im Zeitverlauf kann die Praxis über „Patient Oriented Outcomes“ die Versorgung von Wunden systematisieren und vermutlich schnellere Erfolge bei geringeren Kosten erzielen.

Ziel einer gegenwärtigen Weiterentwicklung ist Zenk zufolge die Optimierung im Bereich der Medikation. So wird die Telemedizin zur Tele-Pharmazie. Denn auch Apotheker können durch die Praxismitarbeiterin per Videokonsil mit dem Patienten verbunden werden: „Damit werden Apotheker von der Außenseiterrolle, die sie infolge der Nichterwähnung im Präventionsgesetz erfahren, mitten in die Versorgung zurückgeholt.“

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