200 Kilometer bis zum Onkologen APOTHEKE ADHOC, 20.07.2016 12:17 Uhr
Trotz anhaltender öffentlicher Kritik zieht die AOK ihre Zyto-Ausschreibung weiter durch. Der Bundesverband hat die Zuschläge für die AOK Nordost und die AOK Rheinland/Hamburg erteilt. Die Apotheken liegen zum Teil sehr weit außerhalb der bezuschlagten Gebiete, oft hat sich aber auch eine Apotheke vor Ort durchgesetzt. Einige große Zytoapotheker haben sich beteiligt, aber auch unbekannte Namen. Wie oft im Hintergrund Herstellbetriebe stehen, ist nicht bekannt. In einigen Gebietslosen haben sich überhaupt keine Apotheken um einen Vertrag beworben.
Die drei Losgebiete in Köln gingen an die Goethe-Apotheke in der Domstadt, in Düsseldorf hat in beiden Losgebieten die dort ansässige Albert-Schweitzer Apotheke gewonnen. Angrenzend um Ratingen und Haan hat sich die St. Marien-Apotheke aus Ratingen durchgesetzt. Die Essener Nordstern-Apotheke war in ihrem Losgebiet erfolgreich, das insgesamt 32 verschiedene Postleitzahlen umfasst. Mülheim an der Ruhr ging an die dort ansässige Artrium-Apotheke.
Die Mühlen-Apotheke in Krefeld hat ihr eigenes Losgebiet gewonnen sowie die Region um Neuss und den Niederrhein. Die Adler-Apotheke in Moers hat das Los Linker Niederrhein gewonnen, ebenso Bergisch Gladbach/Leverkusen und Oberhausen/Dienslaken. Zwei Losgebieten in Mönchengladbach und Umgebung gingen an die Aesculap-Apotheke in Viersen.
Dreimal erfolgreich war die Merlin-Apotheke aus Bonn in der Eifel, der Region Siegburg und in Bonn selbst. Die Apotheke am Berg in Wuppertal ist AOK-Partner an ihrem Standort sowie für die Region um Remscheid. In Altona, Bergedorf und Eimsbüttel haben sich die Antares-Apotheken durchgesetzt und damit die Mitinhaber von Deutschlands größtem Herstellbetrieb Zytoservice. Das Gebiet um Monschau ging an die Apotheke am Kreiskrankenhaus in Mechernich.
Die AOK Rheinland/Hamburg hat nicht für alle Gebiete Zuschläge erteilt. Für Aachen und die Region zwischen Frechen und Brühl westlich von Köln waren keine Angebote eingegangen. Auch im Raum Geilenkirchen wird es keine Vertragsapotheke geben.
In Harburg ging der Zuschlag an die Adler-Apotheke-Pharmaservice von Holger Gnekow mit Sitz in Hamburg. In Hamburg Nord/Wandsbeck hat sich die Elb-Apotheke durchgesetzt, die auch bei der AOK Nordost ein Los gewonnen. Inhaber Günter Zeifang liefert auch ins 60 Kilometer entfernte Boizenburg an der Elbe, das zum Einzugsgebiet der AOK Nordost gehört.
Die Kasse mit Sitz in Berlin schreibt bereits seit Jahren die Versorgung in der Hauptstadt aus und hat jetzt auch für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Zuschläge erteilt. Gewinner sind meist ortsansässige Apotheken: Beide Gebietslose für Rostock hat die Linden-Apotheke geholt, in Güstrow hat die Apotheke am Wall den Zuschlag erhalten, in Schwerin die Sonnen-Apotheke, in Greifswald die Ring-Apotheke. Die Poliklinik in Greifswald wird allerdings von der Warmbad-Apotheke im knapp 40 Kilometer entfernten Stralsund beliefert, die außerdem den Zuschlag für die Praxen in Stralsund und Rügen bekommen hat.
Praxen in Brandenburg/Havelland beliefern die Apotheke am neustädtischen Markt sowie die Apotheke im Gesundheitszentrum in Brandenburg als Bietergemeinschaft, Potsdam ging an die Tulpen-Apotheke. In Cottbus und Umgebung liefert die Flamingo-Apotheke.
Die Region Ludwigslust/Parchim versorgt die Linden-Apotheke Ludwigslust. Neustrelitz und Neubrandenburg liegen im Einzugsgebiet der Semmelweiß-Apotheke, Torgelow/Pasewalk in dem der Neuen Apotheke am Markt. Relativ groß ist das Liefergebiet der Elbland-Apotheke in Wittenberge, die die Region Prignitz/Kyritz versorgt.
In anderen Gegenden müssen Ärzte und Patienten längere Anfahrtszeiten in Kauf nehmen. Nach Wismar muss die Sonnen-Apotheke in Schwerin 40 Kilometer zurücklegen. Jeweils rund 50 Kilometer fahren die Kuriere der Löwen-Apotheke in Luckenwalde nach Bad Belzig und nach Teltow/Fläming. Rund 75 Kilometern liegen zwischen den Praxen in Neuruppin und der Pro-samed Apotheke in Berlin.
Die Apotheke im Haus der Gesundheit, die im vergangenen Jahr schon in Berlin Zuschläge erhalten hat, muss sogar 97 Kilometer zu den Ärzten in Bad Saarow/Fürstenwalde fahren. In der Gegenrichtung liefert die Linden-Apotheke in Fürstenwalde an die Praxen in Rüdersdorf bei Berlin; hier ist die Entfernung aber kürzer. Die Apotheke versorgt außerdem Onkologen in Frankfurt/Oder.
Die größte Distanz zum Lieferanten müssen Ärzte im südlichen Brandenburg in Kauf nehmen: Das Gebietslos Elbe-Elster rund um Elsterwerda liegt 200 Kilometer von der Medipolis gesund Saale-Apotheke in Jena entfernt. Keine Zuschläge erteilt werden konnten für die Gebietslose Oberhavel/Barnim und Uckermark.
Bereits vorab hatte der AOK Bundesverband für die AOK Hessen die Zuschläge erteilt. Die Verträge sollen schon im August starten. Ab diesem Zeitpunkt dürfen nur noch die Vertragsapotheken die Onkologen beliefern. Versorgt eine Apotheke ohne Vertrag ihre Krebspatienten, darf sie von der AOK retaxiert werden.