In rund 190.000 Fällen jährlich verursachen Behandlungsfehler in Deutschlands Krankenhäusern nach Schätzungen gesundheitliche Schäden bei Patienten. Geschätzt rund 19.000 Todesfälle gingen auf solche Fehler zurück. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten AOK-Krankenhausreport hervor. Die Ärzte werfen der Kasse Stimmungsmache vor.
Die Zahl der unerwünschten, vermeidbaren Zwischenfälle liege sogar noch höher: Zwischen 360.000 und 720.000 Mal passierten in den Kliniken pro Jahr Dinge, die eigentlich nicht passieren sollten.
Zu den Problemen zählen laut der Studie Fehler bei der Medikamentengabe oder mangelnde Hygiene. Auch im Operationssaal könnten Patienten demnach nicht immer auf einen optimalen Ablauf vertrauen. Oft böten Krankenhäuser Operationen an, obwohl sie vergleichsweise wenig Erfahrung in den jeweiligen Bereichen hätten.
Die Experten riefen zu mehr Spezialisierung auf: Wenn eine Klinik einen Eingriff besonders häufig durchführe, seien die Ergebnisse auch besser. Mit der Routine wachse der Behandlungserfolg.
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Dr. Frank-Ulrich Montgomery, äußerte Zweifel, dass der AOK wirklich um die Sache geht: „Vielmehr handelt es sich wohl um das durchsichtige politische Manöver, das Thema mit Negativschlagzeilen zu besetzen.“ Er vermutet, dass das Thema Patientensicherheit missbraucht werden könnte, um der Debatte um eine qualitätsorientierte Vergütung der Kliniken „eine kassenseitige Wendung zu geben“.
„Jeder Fehler ist ein Fehler zu viel, und dennoch müssen wir sehen, dass sich die Zahl dieser Behandlungsfehler im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Behandlungsfälle im Promillebereich bewegt“, so Montgomery. Statt der üblichen Vorwurfspolitik hätte Montgomery gerne von den AOK-Verantwortlichen gehört, „was ihr Bundesverband ernsthaft unternimmt, um die Probleme zu mildern“.
Die Ärzte hätten das Problem frühzeitig und offensiv angegangen. „Auf vielen Ärztetagen haben wir uns intensiv mit der Patientensicherheit auseinandergesetzt.“
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