Versicherte fordern Neuausrichtung

AOK-Umfrage: Leistung statt Preis

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Berlin -

Die AOK Nordwest hat ihre Versicherten in Schleswig-Holstein befragt, wie sie die Versorgung bewerten und wo ihnen der Schuh drückt. Ein Fazit: Kassen sollten sich mehr für die Versorgung einsetzen als für Einsparungen. Die AOK sieht daher akuten Handlungsbedarf in der Gesundheitspolitik.

„Der Wettbewerb der Krankenkassen muss auf gute Versorgung ausgerichtet werden statt auf einen günstigen Preis.“ Auf eine rekordverdächtige Zustimmung von 81 Prozent kommt diese Aussage, die die AOK zur Abstimmung gestellt hatte. Nur 13 Prozent waren bei diesem Thema unentschieden, 7 Prozent lehnten die Aussage „eindeutig oder eher“ ab.

Die Kasse sieht die Politik in der Pflicht, denn 85 Prozent der Befragten finden, dass die Politik dafür sorgen müsse, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stabil zu halten. „Wir brauchen endlich wieder mehr Beitragssatzstabilität in der gesetzlichen Krankenversicherung“, so Vorstandschef Tom Ackermann. „Auch wenn jetzt die Finanzmittel aus dem Bundeshaushalt um weitere sieben Milliarden Euro aufgestockt wurden, bleibt die finanziell angespannte Lage unverändert bestehen. Im Jahr 2023 werden der GKV erneut 14 Milliarden Euro fehlen, die über zusätzliche Bundesmittel und Einsparungen gegenfinanziert werden müssen. Hier ist die neue Bundesregierung gefordert, die Weichen für dauerhaft stabile GKV-Finanzen zu stellen“, so Ackermann.

Aber auch im Gesundheitswesen selbst gibt es nach Ansicht vieler Menschen in Schleswig-Holstein großen Verbesserungsbedarf. In der Umfrage forderten 57 Prozent der Befragten zum Beispiel eine bessere personelle Ausstattung. 34 Prozent verwiesen auf
Handlungsbedarf bei der Digitalisierung. Fast jeder Dritte wünscht sich Verbesserungen bei der Versorgung durch Praxen und Krankenhäuser (32 Prozent). Und für 26 Prozent war die hohe Qualität der medizinischen Versorgung am wichtigsten. Jeder Vierte wünschte sich eine generell bessere finanzielle Ausstattung des Gesundheitswesens, wie es hieß.

Defizite erlebt die Bevölkerung in Schleswig-Holstein bei der Zusammenarbeit zwischen der ambulanten und stationären Versorgung. Gefragt nach den größten Hindernissen für ein besseres Gesundheitssystem, wird die mangelnde Koordination der Akteure an zweiter Stelle genannt (45 Prozent) – hinter zu wenig qualifiziertem Personal (51 Prozent), aber noch vor fehlenden finanziellen Mitteln (44 Prozent), fehlender Transparenz der Behandlungsqualität (34 Prozent) oder zu wenig Zugang zu Spitzenmedizin und Forschung (23 Prozent).

Die weiterführende Frage, wie die Abstimmung zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Pflege-/Reha-Anbietern aus ihrer Sicht funktioniere, beantworten weit über die Hälfte der Befragten mit „schlecht bis eher schlecht“ (51 Prozent). 29 Prozent zeigten sich unentschieden, nur 20 Prozent bezeichneten die Zusammenarbeit als gut. Als Gründe für schlechte Abstimmung zwischen den beiden Sektoren wurden fehlende digitaler Vernetzung (59 Prozent), zu wenig fachlicher Austausch (53 Prozent), finanzieller Interessen (48 Prozent), zu wenig Zeit (48 Prozent) und räumliche Trennung (18 Prozent) genannt.

Das Meinungsforschungsinstituts Civey hatte im Auftrag der AOK vom 9. bis zum 14. September bundesweit 10.000 Menschen ab 18 Jahren online befragt, davon 500 in Schleswig-Holstein.

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