Abwasseranalyse bei Rabattpartnern

AOK testet Antibiotikahersteller

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Berlin -

Antibiotika sind nicht nur aufgrund von Engpässen ein Thema, auch deren Herstellung sowie die Folgen ihres Einsatzes – Stichwort Resistenzen – beschäftigen die Öffentlichkeit. So brachten zum Beispiel Recherchen von NDR, WDR und SZ vor vier Jahren Schlagzeilen wie „tödliche Supererreger aus Pharmafabriken“ hervor. Die AOK Baden-Württemberg hat zusammen mit dem IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung (IWW) und dem Umweltbundesamt ihren Rabattpartnern in diesem Bereich auf die Finger – oder besser: ins Abwasser – geschaut.

Die AOK Baden-Württemberg stellte ihre Pilotstudie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung vor und sieht dringenden Handlungsbedarf. Ziel der Studie sei es, „Anreize für die umweltgerechte Produktion von Antibiotika durch ein optionales Bonuskriterium im Rahmen der Vergabe von Rabattverträgen zu schaffen, um der Entstehung antimikrobieller Resistenzen sowie Folgeerkrankungen entgegenzuwirken“.

Vorstandschef Johannes Bauernfeind sagte, man habe sich die Frage nach einer nachhaltigeren Herstellung und Versorgung mit Antibiotika gestellt und in zehn Produktionsstätten verschiedener Rabattpartner die Möglichkeit bekommen, Abwasser und umliegende Gewässer zu untersuchen.

Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter Wasserressourcen-Management beim IWW, war in den zehn für die Studie untersuchten Produktionsstätten, vor allem in Indien, aber auch jeweils in einer in Spanien und Italien, dabei. Bei vier der zehn Standorte waren das Abwasser und/oder umliegende Gewässer deutliche mit Antibiotikarückständen belastet. So wurde zum Beispiel Ciprofloxacin mit tausendfacher Überschreitung des Grenzwertes gefunden, teilweise gab es auch millionenfache Überschreitungen. „Das sind wirklich Werte, die ich so noch nie gesehen habe.“ Probleme hätten dabei nicht nur die indischen Fabriken.

„Wir haben als große Kasse diese Verantwortung, dabei geht es auch um die Ausgestaltung der Rabattverträge“, so Bauernfeind. Außerdem sei man sich der Führungsrolle bewusst, die man zum Beispiel im Vergleich mit kleineren Krankenkassen trage. „Welche Wirkung entfalten wir dabei, welche Rolle nehmen wir ein? Für uns war es nicht vertretbar, dass durch uns vorgegebene Arzneimittel, die in Apotheken abgegeben werden, schädlich für Umwelt und Versicherte sind“, so Bauernfeind.

Dabei gebe es bei der AOK bereits Boni für Nachhaltigkeit im Rahmen von Rabattverträgen, die es Anbietern ermöglichen sollen, auch höhere Preise in den Ausschreibungen durchzusetzen. Man sei bereit, für nachhaltige Lösungen auch mehr Geld auszugeben.

Man wisse, dass man mit der Studie nur begrenzt einen Hebel für Veränderungen setzen könne. Nun werde versucht, auf EU-Ebene das Bewusstsein zu erhöhen. Die Studie läuft derweil weiter, derzeit wird in 21 weiteren Produktionsstätten, unter anderem in China, das Abwasser untersucht. Zudem sei es wichtig, wirksame und unbürokratische Kontrollsysteme zu etablieren, „als Krankenkasse weiß ich, was Bürokratie kaputtmachen kann“, so Bauernfeind.

Und schon jetzt habe die Studie erste Auswirkungen: Zwei der vier Produktionsstandorte mit gravierenden Mängeln haben bereits umgestellt und wiesen bei einem zweiten Test schon keine Überschreitungen mehr auf. „Wir sehen vor Ort schon jetzt ein höheres Verständnis für die Problematik. Dem einen oder anderen Produzenten war nicht bewusst, dass er mit seinem falschen Umgang dafür sorgt, dass er sein Produkt irgendwann nicht mehr verkaufen kann.“ Nun müsse die Politik reagieren. Die AOK wollte sich bereits für eine Verkürzung von Lieferketten einsetzen, versuchte das Thema in den Rabattverträgen unterzubringen. Das OLG Düsseldorf hat das untersagt.

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