Apothekenhonorar

AOK: Höchstpreise für „gesunden Wettbewerb“

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Berlin -

Die AOK Baden-Württemberg will das packungsbezogene Apothekenhonorar durch ein „flexibles Höchstpreissystem“ ablösen. Damit könne die flächendeckende Verteilung der Apotheken über das Bundesgebiet besser hergestellt werden. Angesichts der weiter sinkenden Apothekenzahl sei dies erfoderlich, um die Sicherheit der Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.

„Definitiv“ habe die Versorgungssicherheit der Bevölkerung höchste Priorität. Angaben über die absolute Zahl der Apotheken sagten über die Qualität der Versorgungssicherheit jedoch wenig aus. „Konkurrieren in den Fußgängerzonen mancher Großstädte mitunter zwei oder drei Apotheken auf Sichtweite miteinander, stehen dieser Überversorgung ländliche Regionen gegenüber, in denen ganzen Ortschaften keine einzige Apotheke mehr zur Verfügung steht“, so die AOK Baden-Württemberg. Deshalb solle die Politik über ein verändertes Preisbildungssystem einen strukturellen Ausgleich begünstigen.

Die AOK Baden-Württemberg räumt ein, dass auch Apotheken rentabel wirtschaften müssten. Anders als ein Handwerksbetrieb, die Gastronomie oder der Handel unterliege die Offizin aber einer speziellen Form der Preisbildung. Die Arzneimittelpreisverordnung regele die Abgabe verschreibungspflichtiger Fertigarzneimittel an Endverbraucher packungsbezogen. Der „Preis“ berechne sich aus der Summe einer Pauschale von derzeit 8,35 Euro pro Packung und einem variablen Aufschlag von drei Prozent auf den Herstellerabgabepreis.

Daher rechneten sich Apotheken dort, wo sie besonders viele Einzelpackungen verkaufen können. „Und das ist vor allem in der Nachbarschaft niedergelassener Ärzte in den Innenstädten der Fall. Für den Umzug aufs Land spricht aus Sicht der Apotheker momentan nicht viel“, so die AOK.

Das zeigten auch Zahlen der AOK Baden-Württemberg über die regionale Verteilung der Apotheken: So müssten sich in den Innenstädten von Freiburg und von Stuttgart lediglich 150 AOK-Versicherte eine Apotheke „teilen“, in Teilen des Kreises Heidenheim hingegen seien es schon rund 10.000. „Je ländlicher die Region, desto dünner meist also die Versorgung mit Apotheken.“

Der Versandhandel könne dazu beitragen, weniger gut mit Apotheken abgedeckte Regionen besser zu versorgen. Langfristig wirke aber vor allem eine veränderte Preisbildung belebend auf die Versorgungsstruktur: „Die AOK Baden-Württemberg spricht sich deshalb für ein flexibles Höchstpreissystem aus, das eine wünschenswerte Stadtflucht begünstigen müsste.“

Würden die derzeit bestehenden Festpreise in ein solches System überführt, stünde es Apothekern frei, von den Höchstpreisen unter marktwirtschaftlichen Kriterien nach unten abzuweichen, so die AOK. Der sich dann entwickelnde „gesunde Wettbewerb würde zwangsläufig dazu führen, dass einige Apotheken aus den Ballungsräumen in ländliche Regionen abwandern müssten“. Profitieren würde laut AOK-Baden-Württemberg davon die Bevölkerung: „Echte Versorgungssicherheit träte anstelle einer nur quantitativ behaupteten.“

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