Omnicare: Einzelkämpfer sind chancenlos Julia Pradel, 31.10.2013 08:15 Uhr
Die AOK Hessen hat die Gewinner ihrer Zyto-Ausschreibung bekannt gegeben. Zwei Apotheken der Kooperation Omnicare haben fünf der 22 Gebietslose gewonnen. Trotzdem sieht das Unterföhringer Unternehmen die Ausschreibung kritisch: Ein Blick auf die Liste der Losgewinner zeige, dass „Einzelkämpfer“ wenig Chancen hätten.
Obwohl Omnicare-Apotheker Martin Hofmann drei Zuschläge erhalten hat, ist er kein Befürworter des Verfahrens: „Rabattverträge und Ausschreibungen führen zwangsweise zur Verdrängung unabhängiger Heilberufler“, sagt der Inhaber der Aukamm-Apotheke in Wiesbaden. Auf diese Weise entstünden Versorgungsstrukturen, die von konzerndominierten Unternehmen kontrolliert würden.
Hofmann ist überzeugt, dass es nicht im Sinne des Gesundheitswesens ist, ausschließlich auf den günstigsten Preis abzuheben. Er habe selbst überlegt, ob er an der Ausschreibung teilnehmen oder sie boykottieren solle. „Aber ich wollte das Feld nicht kampflos Fresenius überlassen“, sagt der Inhaber von drei Apotheken. Außerdem habe er sehen wollen, ob man dem Konzern die Stirn bieten könne. „Wir konnten Paroli bieten“, so Hofmann.Die Zyto-Kooperation Omnicare kritisiert, für einzeln agierende Apotheker seien die Anforderungen der Ausschreibung unter dem gegebenen Preisdruck kaum zu erfüllen. Die Kooperation hatte bereits 2011 in Nordrhein-Westfalen mit fünf Apotheken alle Lose der Barmer-Ausschreibung geholt. Damals hatten die Apotheker die Verträge nach nur drei Monaten wieder gekündigt – wegen mangelnder Akzeptanz bei den Onkologen.
Wie sich die Ärzte in Hessen verhalten werden, kann Hofmann noch nicht abschätzen. Kompliziert sei für die Mediziner beispielsweise, dass sie künftig mit mehreren Apotheken zusammen arbeiteten. Da gebe es viele Dinge, die sich ändern würden, zum Beispiel bei der Aufbereitung der Beutel.
Künftig versorgen zwölf Apotheken die AOK-Versicherten in Hessen. Von den 22 Gebietslosen sind elf an insgesamt vier Apotheken gegangen, die mit Fresenius Kabi zusammenarbeiten. Sechs Apotheken erhielten jeweils einen Zuschlag. Die Verträge beginnen im Dezember und sollen zunächst für ein Jahr gelten. Sie können zweimal um je sechs Monate verlängert werden.
Die Zyto-Ausschreibung der AOK Hessen war auf heftige Kritik gestoßen: Die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGPV) und der Hartmannbund monierten, die Therapiefreiheit der Ärzte werde eingeschränkt. Der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) kritisierte, die Ausschreibung gefährde die wohnort- und zeitnahe Versorgung.