Valsartan-Rückrufe

AOK: Eine Runde Diovan für alle Nadine Tröbitscher, 13.07.2018 15:19 Uhr

Berlin - 

Kassen zeigen Kulanz: Vor wenigen Tage teilte die Barmer mit, im Ausnahmefall – wenn keine Valsarten-haltigen Generika mehr lieferbar sind, auch die anfallenden Mehrkosten für das Original von Novartis (Diovan) zu übernehmen. Angesichts der aktuellen Lage ziehen die AOK und die Pronova BKK nach.

Glück im Unglück haben AOK-Versicherte. Die Kasse hat für den Angiotensin-Rezeptorblocker TAD als exklusiven Partner. Ausnahmen sind die AOK Nordost und Rheinland/Hamburg. In beiden Losen werden die Betroffenen mit Valsartan von Heumann versorgt. Das Unternehmen ist jedoch von den chargenbezogenen Rückrufen betroffen.

Für die Kasse steht fest: „Kein Versicherter der AOK Nordost bleibt unterversorgt.“ Nach aktuellem Kenntnisstand seien die Präparate von TAD, Aurobindo und Mylan dura nicht betroffenen. Eine Festbetragsaufzahlung falle für die Versicherten nicht an. Von der Verunreinigung mit dem potentiell krebserregendem N-Nitrosodimethylamin (NDMA) ist auch Originalhersteller Novartis nicht betroffen. Allerdings liegen die Altoriginale Diovan (Valsartan) und Codiovan (Valsartan/Hydrochlorothiazid) weit über dem Festbetrag.

„Sollte es zu Lieferengpässen für die generischen Alternativen kommen und diese in der Apotheke dokumentiert werden, übernimmt die AOK Nordost einmalig die aus der Festbetragsüberschreitung resultierenden Mehrkosten für das Altoriginal“, teilt die Kasse mit. Versicherte müssen zwar in Vorleistung gehen, sollen sich jedoch für die Erstattung der entstandenen Zusatzkosten an die AOK vor Ort wenden. Die Kasse weist jedoch auch darauf hin, dass die Therapie der Patienten auch mit einem anderen Sartan fortgeführt werden kann. Geeignet sei beispielsweise Candesartan, das ebenfalls ohne Aufzahlung zur Verfügung stehe. Außerdem zeige Candesartan die gleichen Wirkungen wie Valsartan und sei ebenfalls nicht von der Verunreinigung betroffen. „Die AOK Nordost sieht keinerlei Risiken bei einer Umstellung, überlässt dem behandelnden Arzt jedoch die Entscheidung inwieweit dies im Einzelfall medizinisch indiziert ist.“

Ähnlich sieht es die AOK Rheinland/Hamburg. Die Kasse empfiehlt ihren Versicherten, Valsartan auf keinen Fall eigenmächtig abzusetzen. „Stattdessen sollten betroffene Patienten mit ihrem Arzt Rücksprache halten, wie sie sich konkret verhalten sollen.“ Verwiesen wird auf andere Wirkstoffe aus der Substanzklasse der Sartane oder auf ACE-Hemmer.

„Wenn eine Therapieumstellung auf einen alternativen Wirkstoff nicht möglich ist, übernimmt die AOK Rheinland/Hamburg die Kosten für die Zuzahlung, eine gegebenenfalls anfallende Aufzahlung beziehungsweise für notwendige Alternativpräparate. Die Erstattung erfolgt auch hier nach Vorlage der Quittung.“ Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt bekommen Mehrkosten für eventuell notwendige Alternativpräparate ebenfalls erstattet.

Versicherte der Pronova BKK bleiben ebenfalls nicht auf eventuell anfallenden Mehrkosten sitzen. Im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots ist aus Kostengründen die Abgabe eines Generikums vorzuziehen. „Wir werden die Kosten für alternative Präparate zu Valsartan übernehmen“, teilt die Betriebskrankenkasse mit. Weiter heißt es: „Zudem erstatten wir auch die Mehrkosten für diese Blutdrucksenker, wenn eine Umstellung auf alternative Präparate nicht möglich ist.“