Maßnahmen gegen Lieferengpässe

AOK: Apotheken nutzen Abgaberegeln aus

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Berlin -

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg Matthias Mohrmann ist gegen eine Verlängerung der gelockerten Austauschregeln und ebenso gegen das geplante Lieferengpass-Honorar. Aktuell würden die Apotheken die Ausnahmeregelung ausnutzen und damit das System finanziell belasten.

Die Abda setzt sich für eine Verlängerung der erweiterten Austauschregelungen ein, die in der Corona-Pandemie beschlossen wurden. Mohrmann sieht das skeptisch: Die Regeln seien nicht dafür geeignet, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Medikamentenversorgung zu begegnen.

Leider sei aktuell zu beobachten, dass die Ausnahmeregelungen deutlich häufiger genutzt werden, als es die bestehenden oder gemeldeten Lieferengpässe erwarten lassen, so Mohrmann weiter. Dies führe dazu, dass deutlich teurere Arzneimittel abgegeben werden – zu Lasten der Solidargemeinschaft.

AOK gegen 50 Cent-Honorar

Kritisch sieht Mohrmann auch die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, mit dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) auch die Großhändler für das Engpass-Management zu entschädigen. „Es ist nicht zielführend, allgemeine Probleme des Arzneimittelmarktes einseitig über eine weitere finanzielle Belastung der Beitragszahlenden lösen zu wollen.“ Allerdings ist der Entwurf noch nicht durchs Kabinett, das soll diese Woche geschehen.

Eine Lösung müsse aus Sicht der AOK dennoch zeitnah auf den Weg gebracht werden. „Die Bundesregierung muss klare Regeln schaffen, um zukünftig Lieferengpässen vorzubeugen. Die gesetzliche Krankenversicherung und damit die Beitragszahlenden dürfen nicht überfordert werden“, sagt Mohrmann.

Die Kasse spricht die für ein Frühwarnsystem, bessere Qualitätskontrollen und einen Ausbau der Lagerhaltung aus. „Den Lieferengpässen muss begegnet werden, bevor der Engpass überhaupt in der Apotheke spürbar wird“, so Mohrmann. In der gesamten Produktion und Lieferkette gebe es Stellschrauben, um die Versorgungslage zu verbessern. So könnten durch eine effiziente Kontrolle der Qualität und die Sicherstellung guter Produktionsbedingungen etwa Produktrückrufe vermieden werden, meint der Vize der AOK Rheinland/Hamburg.

„Transparente Lagerhaltung“ in Apotheken

Weil globale Lieferketten anfällig für Störungen sind – siehe beispielsweise die Schiffshavarie im Suez-Kanal – sollte aus Sicht der AOK mehr Ware hier verfügbar gehalten werden. Mohrmann wünscht sich „eine ausreichende und transparente Lagerhaltung bei den pharmazeutischen Unternehmen, Großhandel und insbesondere den Apotheken“.

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